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Ratten sind in urbanen Räumen allgegenwärtig. Sie leben hier zumeist im Untergrund oder doch gut verborgen vor menschlichem Blick. Von hier aus gestalten sie ohne bewusstes menschliches Zutun oder gar Akzeptanz bereits seit Jahrhunderten Stadträume eifrig mit. Dies Zusammenspiel von Ratten und Menschen wird in der vorliegenden Studie ausgehend von der unterfränkischen Stadt Würzburg untersucht. Die Autorin fragt nach Aushandlungsprozessen innerhalb alltäglicher Begegnungen von Menschen und Ratten, den damit verbundenen historischen Bezügen, Kontinuitäten und Brüchen sowie nach den hier wirksamen Narrationen. Mit den Multispecies Studies werden dabei Ratten als wirk- und handlungsmächtige Akteur*innen gesehen, die durch ihre Agency unter anderem Missstände in menschlichen Gesellschaften offenbaren.
Im Zeitalter des Anthropozäns rückt die Klimakrise ins Zentrum einer Betrachtung der vielschichtigen Beziehung zwischen Mensch und Wald. Die Auswirkungen des Klimawandels beeinflussen und verändern das Leben von Pflanzen und Tieren ebenso wie den menschlichen Blick auf den Wald und das forstliche Handeln in ihm. Angesichts der menschengemachten Klimaveränderungen geht die Autorin in der vorliegenden Multispezies-Ethnografie der Frage nach, wie der komplexe Wirtschafts-, Lebens- und Arbeitsort Wald speziesübergreifend geformt und gestaltet wird. Mit dem Verweis auf die Rolle tierlicher sowie pflanzlicher Agency werden dabei die Verflechtungen und gegenseitigen Abhängigkeiten der im Wald lebenden und mit dem Wald arbeitenden menschlichen wie mehr-als-menschlichen Akteur*innen in den Mittelpunkt gestellt. Zwischen klimawandelbedingten (Un)ordnungen, Störungen und Unsicherheiten ergeben sich Fragen nach dem Verhältnis zwischen menschlicher Nutzung und Bewahrung ebenso wie nach dem konkreten Umgang mit der Krise im Wald. Dabei eröffnet sich ein Blick auf die erforschten unterfränkischen Wälder als historisch und speziesübergreifend geprägte NaturenKulturen-Räume, in denen mögliche Zukünfte des gemeinsamen Lebens und Werdens ausgehandelt und gestaltet werden.
Den thematischen Rahmen des vorliegenden Bandes setzte die DGEKW-Studierendentagung 2022, ausgerichtet von Studierenden des Studiengangs Europäischen Ethnologie/Empirischen Kulturwissenschaft in Würzburg, mit dem Fokus auf die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten von Nachhaltigkeiten und deren kulturwissenschaftliche Analyse.
Dabei kommen junge Forscher*innen mit empirisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive zu Wort und berichten von ihren Forschungsergebnissen aus verschiedensten Feldern, wie der Landwirtschaft, dem Bestattungswesen, dem Museum und nehmen sowohl nachhaltige Alltagspraktiken als auch das theoretische Konstrukt Nachhaltigkeit in den Blick.
Beim Thema Nachhaltigkeit liegen die Aufmerksamkeiten je nach Akteur*innen auf den verschiedensten Teilaspekten des menschlichen und nicht-menschlichen Alltags. Deshalb widmet sich der Band sowohl der Untersuchung alltäglicher Praktiken auf Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsnarrativen als auch Nachhaltigkeit in Zeiten des Verschwindens.