700 Künste; Bildende und angewandte Kunst
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Diese Dissertation hat das ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart zum Gegenstand der Forschung genommen und möchte dieses aus unterschiedlichen Perspektiven allumfassend betrachten. 1980 als Tage für Neue Musik Stuttgart gegründet und 1998 in ECLAT umbenannt, zählt es heute zu den wichtigsten Festivals für zeitgenössische Musik in Deutschland und genießt einen internationalen Ruf. In der wissenschaftlichen Forschung ist das ECLAT Festival jedoch bisher nicht aufgegriffen worden. Diese Arbeit möchte daher eine Lücke schließen nicht nur als Beitrag zur musikalischen Institutionsgeschichte, sondern auch in der Anwendung des Konzeptes der Dramaturgieanalyse, mit der die dramatische Gestalt und Struktur eines Festivals für zeitgenössische Musik erforscht wird. Detailliert beschäftigt sich die Dissertation mit der Historie des Festivals seit seiner Gründung bis hin zur Gegenwart sowie mit den es umgebenden Umständen, Personen und Institutionen in Stuttgart. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf den damaligen SDR und heutigen SWR als langjährigem Kooperationspartner des Festivals gelegt.
Neben dem methodischen Blickwinkel und der Quellenanalyse im Sinne der historischen Musikwissenschaft, liegt der musikwissenschaftlich-angewandte Fokus auf einer Dramaturgie- und Höranalyse in einem größeren, interdisziplinären Kontext. Diese wurde exemplarisch mit einer Herausarbeitung der jeweiligen Schwerpunkte und Themen sowie deren Kontextualisierung anhand der einzelnen Festivaljahrgänge zwischen 1998 und 2013 durchgeführt — ein Zeitraum, der sich von der Umbenennung des Festivals von Tage für Neue Musik Stuttgart zu ECLAT, die mit einer inhaltlichen Neupositionierung einherging, und bis zum Ende der über mehr als zwei Jahrzehnte dauernden alleinigen Künstlerischen Leitung von Hans-Peter Jahn erstreckt.
Die Kunst Pierre Puvis de Chavannes’ erfährt noch lange nicht jene Beachtung, die ihr gebührt. Ja, man muss sogar sagen, sie wird grundsätzlich verkannt.
Nur wenigen ist die Malerei Puvis’ ein verlässlicher Begriff. Das liegt nicht zuletzt an jenem engen Kreis von Wissenschaftlern, der ein geradezu absurdes Bild von ihr entwirft. Die Malerei des französischen Meisters gilt bislang als eine traumhaft zeichenhafte und damit als wesentlicher Faktor für den im späten Jahrhundert auftretenden Symbolismus. Vollkommen übersehen dabei jedoch wird die Tatsache, dass diese Definition ein Bild konstruiert, in dem Malerei nur noch das Vehikel zum Zweck ihrer Selbstaufhebung darstellt. Ein derartig argumentativer Unsinn hat in der Wissenschaft nicht nur Methode entwickelt, sondern zugleich tiefe Wurzeln in der eigenen Quelle geschlagen.
Die vorliegende Arbeit zeigt auf eindrucksvolle Art und Weise, wie sehr die aktuelle Forschung ihr Puvis-Bild aus der Kunstkritik der Puvis-Zeitgenossen gewonnen hat. Mit diesem schwerwiegenden Erbe in der Wissenschaft wird zugleich auch sichtbar gemacht, dass schon die Zeitgenossen mit der Malerei Puvis’ haderten. Angesichts der Besonderheiten der von Puvis seinem Betrachter vor Augen gestellten Bilder scheiterte schon die Sprache des wertenden Kritikers, sobald sie von der Kunstleistung des Malers überstiegen wurde. Eine Wissenschaft aber, die ihre sachliche Distanz zur wertenden Kritik der Zeitgenossen vollkommen verloren hat, zeigt im Besonderen auf, wie stark noch heute die Leistung Puvis’ als Herausforderung, als Provokation zur wertenden Stellungnahme verstanden wird. Eine solche Stellungnahme kann aber von einer Kunstwissenschaft, die auf Objektivierung und Distanzierung festgenagelt ist, nicht geleistet werden. So zeigt die Studie beispielhaft, dass Kunst nicht nur etwas historisch Vergangenes ist. In genuin malerischer Absicht wirkt sie selbst im Wissenschaftler auf jene Persönlichkeit, die ihre Wissenschaftlichkeit vertreten muss. Der Konfrontation mit diesem Problem – das zeigt die Studie exemplarisch – ist unsere Disziplin schon viel zu lange aus dem Wege gegangen.
Erwin Lendvai (1882-1949) und sein Beitrag zur Reform des Laienchorwesens in der Weimarer Republik
(2019)
„Nicht nur ein ausserordentlicher Kuenstler, sondern auch ein ganz vorzueglicher Paedagoge.“
So urteilte die Schülerschaft der von Fritz Jöde (1887-1970) gegründeten Volksmusikschule Hamburg bereits 1924 über den gebürtigen Ungarn und Wahldeutschen Erwin Lendvai (1882-1949). Wie kaum einem Zweiten gelang es Lendvai nach dem I. Weltkrieg sowohl die musikalischen Bedürfnisse der großen deutschsprachigen Sängerbünde wie dem DSB und dem D.A.S. zu erfüllen als auch seine Vorstellungen einer qualitativen Chorschulung und Chorbildung in seinen beiden selbst herausgegebenen Chorsammlungen „Schola Cantorum – Sammlung klassischer gemischter a cappella Chöre in Form einer systematischen Chorschulung“ (1927; mit einem Geleitwort von Hans Joachim Moser [1889-1967]) und „Der polyphone Männerchor. Sammlung originaler und bearbeiteter Vokalwerke aus drei Jahrhunderten“ (1928) umzusetzen, was Rezensionen zu seinen Werken, Briefe an ihn und Äußerungen über ihn, z. B. von Hanns Eisler (1898-1962), Franz Josef Ewens (1899-1974), Leo Kestenberg (1882-1962) und Hugo Leichtentritt (1874-1974), nahelegen. Auch seine Mitarbeit bei den „Lobeda-Singebücher“ (1931/1933) und seine Beiträge im „Volksliederbuch für die Jugend“ (1930) dokumentieren seine Bedeutung in jenen Jahren. Seine Leistungen ließen ihn während der Weimarer Republik zu einem der gefeiertsten Komponisten innerhalb der deutschsprachigen Laienchorbewegung und einem der führenden Chorpädagogen seiner Zeit werden. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers und der NSDAP 1933, emigrierte er 1938 nach Großbritannien, wo er als namenloser Musiker verstarb und in Vergessenheit geriet.
In der vorliegenden Dissertation „Erwin Lendvai (1882-1949) und sein Beitrag zur Reform der Laienchorbewegung während der Weimarer Republik“ wird umfassender als bisher geschehen das Leben und Werk dieser für die Chorforschung bedeutenden Persönlichkeit wieder in Erinnerung gerufen und kritisch gewürdigt.
Das tropierte Graduale Provins 12 des frühen 13. Jahrhunderts aus der Kathedrale von Chartres ist ein Zeugnis für die späte Tropenpraxis aus Nordfrankreich. Der Gegenstand meiner Untersuchung ist das Repertoire der Propriumstropen aus der Handschrift Provins 12. Der vorliegende Tropenbestand umfasst 132 Elemente. In meiner Dissertation bin ich den räumlichen und zeitlichen Schichten, Provenienzen und Transferwegen in der Tropenüberlieferung nachgegangen.
Ziel war es, folgenden Fragen zu klären: Welche Stellung nimmt der Tropenbestand aus Chartres innerhalb des europäischen Überlieferungskontexts ein? Kann man das vorhandene Repertoire als ein lokales bzw. regionales Produkt betrachten oder sind in dem Bestand aus historischer Perspektive zeitliche Schichten auszumachen?
In this work, Emilio de’ Cavalieri’s musical sources will serve as a platform in an attempt to overcome the lack of explicit original guidance and guidelines of performance practice of early basso continuo. It will offer a methodology that will allow the unraveling of implicit theory and practice hidden in the music sources themselves. The methodology of this work is based on the fact that Cavalieri’s Rappresentatione di Anima e di Corpo (Rome, 1600) is printed using a unique continuo notation, which is detailed, precise, and coherent—more so than any other contemporaneous printed source. Through thorough investigation of this continuo notation, it will be possible to enrich our practical as well as theoretical knowledge of the early basso continuo. A wide range of evidences will emerge, covering a wide spectrum, from general questions of instrumentation up to the very notes that should be played. Using a special notation for illustration, I will demonstrate how Cavalieri’s basso continuo figuration, when combined with the known rules of counterpoint, is at times equivalent to written-out realizations.
As part of this study, different models of contrapuntal phenomena will be analyzed, mainly in the context of cadences but also in the context of other progressions that deserve to be recognized as formulas. Their theoretical structure will be uncovered as well as their actual application in music and their manner of execution. The prevalence of each phenomenon will be examined in order to distinguish common and recurrent phenomena from rarely-used formulas. In order to do this, and due to problematic historical terminology, it will be necessary to create a set of new terms inspired by Cavalieri’s notation. Those terms will not be solely relevant to Cavalieri’s music; the models were made flexible so that they may prove useful for future discussions or studies of early continuo in general.
Out of the known early basso continuo sources, a “mini-compendium” of practical implications will be extracted in order to exhaust the practical knowledge implicit in them. This endeavor will be concluded with a list of rules and general advice drawn from the sources, but it will also reveal some problematic aspects of these sources.
This endeavor will make it possible to compare the “new” implicit practical information deduced in this study with the explicit known continuo sources, and assess to what extant Cavalieri’s continuo practices illuminate and complement the known knowledge from previously-studied yet opaque sources of basso continuo.
The focus of this dissertation is on Cavalieri’s music, but the findings proposed here will be traced so as to illuminate the broader realm of the early Baroque and the 17th century musical style at large. Finally, this new research about Cavalieri’s music and continuo, along reevaluating of its place among the common continuo sources, calls for redistribution of source materials on the traditional “shelf” of early basso continuo sources.
In this work, Emilio de’ Cavalieri’s musical sources will serve as a platform in an attempt to overcome the lack of explicit original guidance and guidelines of performance practice of early basso continuo. It will offer a methodology that will allow the unraveling of implicit theory and practice hidden in the music sources themselves. The methodology of this work is based on the fact that Cavalieri’s Rappresentatione di Anima e di Corpo (Rome, 1600) is printed using a unique continuo notation, which is detailed, precise, and coherent—more so than any other contemporaneous printed source. Through thorough investigation of this continuo notation, it will be possible to enrich our practical as well as theoretical knowledge of the early basso continuo. A wide range of evidences will emerge, covering a wide spectrum, from general questions of instrumentation up to the very notes that should be played. Using a special notation for illustration, I will demonstrate how Cavalieri’s basso continuo figuration, when combined with the known rules of counterpoint, is at times equivalent to written-out realizations.
As part of this study, different models of contrapuntal phenomena will be analyzed, mainly in the context of cadences but also in the context of other progressions that deserve to be recognized as formulas. Their theoretical structure will be uncovered as well as their actual application in music and their manner of execution. The prevalence of each phenomenon will be examined in order to distinguish common and recurrent phenomena from rarely-used formulas. In order to do this, and due to problematic historical terminology, it will be necessary to create a set of new terms inspired by Cavalieri’s notation. Those terms will not be solely relevant to Cavalieri’s music; the models were made flexible so that they may prove useful for future discussions or studies of early continuo in general.
Out of the known early basso continuo sources, a “mini-compendium” of practical implications will be extracted in order to exhaust the practical knowledge implicit in them. This endeavor will be concluded with a list of rules and general advice drawn from the sources, but it will also reveal some problematic aspects of these sources.
This endeavor will make it possible to compare the “new” implicit practical information deduced in this study with the explicit known continuo sources, and assess to what extant Cavalieri’s continuo practices illuminate and complement the known knowledge from previously-studied yet opaque sources of basso continuo.
The focus of this dissertation is on Cavalieri’s music, but the findings proposed here will be traced so as to illuminate the broader realm of the early Baroque and the 17th century musical style at large. Finally, this new research about Cavalieri’s music and continuo, along reevaluating of its place among the common continuo sources, calls for redistribution of source materials on the traditional “shelf” of early basso continuo sources.
Die hier vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Hörspiel und der Fragestellung, wie die Technik diese Kunstform beeinflusst hat. Um dies zu untersuchen, wurden verschiedene Hörspiele aus den unterschiedlichsten Bereichen herangezogen und unter drei wesentlichen Aspekten untersucht: 1.) „Der Hörer und das Hörspiel“: Dieser Bereich umfasst eine Darstellung der Zusammenhänge des Hören und Wahrnehmens eines Hörspiels durch den Hörer und die Beeinflussung der Wiedergabe entsprechender Schallvorgänge im Raum des Hörers durch technische und räumliche Aspekte. 2.) „Primär-formative Prozesse“: Innerhalb dieser Kapitel wurde die Beeinflussung der originären Schallereignisse durch den Vorgang der Aufnahme und die dabei stattfindenden Prozesse untersucht. Die wesentlichen und berücksichtigten, die Schallaufnahme beeinflussenden Parameter waren hierbei das Hörspielstudio „im Ganzen“, die Schallwandlung im technischen Sinne, der Einfluss der Stereofonie auf das Hörspiel sowie verschiedene daraus resultierende Formen der Inszenierungen. 3.) „Sekundär-formative Prozesse“: In diesem Bereich wurden gestaltende Prozesse erfasst und untersucht, die die aufgenommenen Schallereignisse beeinflussen und/oder zu gänzlich neuen Klangkonstrukten formen. Dies reicht vom Schnitt oder der Blende bis hin zu komplexen Modifikationen mit einer Vielzahl von radiofonen Effekten.
Die Analysen der einzelnen Hörspiele fanden dabei nicht nur aus technischer Sicht statt, sondern standen stets in einem engen Zusammenhang mit den dramaturgischen Vorgängen des entsprechenden Werkes. Darüber hinaus wurden aktuelle Produktionsaspekte für ein Hörspiel berücksichtigt, die zugleich in die Diskussion mit entsprechender Literatur gestellt wurden.
Zusammengefasst hat sich gezeigt, dass das Hörspiel eine Kunstform ist, die permanent durch die Technik beeinflusst wurde und wird. Der Zusammenhang zwischen Technik und auditiver Kunstform hat eigene dramaturgische Formen hervorgebracht, die das Hörspiel vor allem als eine eigenständige, von anderen Fachdisziplinen losgelöste Gattung definiert und im Umkehrschluss verschiedenste Fachbereiche für sich beansprucht.
Die Kopien der "Madonna mit der Nelke" von Raffael (Madonna dei garofani, Madonna of the Pinks) werden erstmals recherchiert und untersucht. Die Grundlage der Arbeit bilden 126 Gemälde, 16 Stiche und eine Zeichnung, um der Frage nachzugehen, ob es sich bei dem Gemälde in der National Gallery in London wirklich um ein Originalwerk Raffaels handelt, worin sich das Londoner Werk von den Kopien unterscheidet. Ferner werden die Unterschiede und die Qualität der Kopien dargestellt, um auf eine eventuelle gemeinsame Vorlage zu schließen und Anhaltspunkte für weitere Versionen der "Madonna mit der Nelke" von Raffael zu erhalten. Die Recherchen und Untersuchungen zu den einzelnen Kopien erfolgte im Katalog.
Die Grundlage meiner Dissertation ist die systematische und detaillierte Betrachtung der Darstellungen von Prothesis, Ekphora und Besuch am Grab auf der griechischen Sepulkralkeramik. Diese drei Vorgänge sind allgemein als Teile von Bestattung und Totenkult identifiziert, eine derartige Untersuchung stand jedoch aus. Mein primäres Ziel war, unter den Klagenden und Trauernden auf ikonographischem Wege Personen zu benennen, da Beischriften kaum vorhanden sind. Hieraus ergab sich eine umfassende Analyse der Darstellungen vom Geometrischen um 760 bis zum Ende der griechischen Grabbilder auf Vasen um 400 v.Chr. Innerhalb dieser ca. 360 Jahre verändern sich Form, Funktion und Aufstellungsweise der Grabgefäße sowie der Malstil mehrmals gravierend, während bei den Sepulkralthemen, vor allem bei der Aufbahrung der Toten, eine diachrone Kontinuität in der Bildstruktur zu beobachten ist; hieraus erklärt sich der große zeitliche Rahmen meiner Arbeit. Zwei Methoden helfen bei der Figurenanlayse: der Vergleich der Figuren innerhalb eines Sepulkralbildes und die Gegenüberstellung von zeitgleichen nicht-sepulkralen Vasenbildern. Damit lassen sich jenseits der zeitspezifischen malerischen Konventionen Besonderheiten in der Figurengestaltung herausfiltern, die sich auf die Interpretation der Dargestellten auswirken. Die hierfür wichtigen Merkmale Frisur, Kleidung und Bewegungsmotiv ergeben in Kombination mit der Position der Figur im Bild bzw. mit den dargestellten Gesten sogar Verbindungen zwischen Szenen verschiedener Maler, so daß von einer absichtsvollen Darstellungsweise auszugehen ist. Dies gilt vor allem für die Klagenden in unmittelbarer Nähe des Toten. Außerdem lassen sich bei ihnen auch einige Figurentypen vom Mittelgeometrischen bis zu den weißgrundigen Lekythen verfolgen; am markantesten ist dabei das Schlagen des Kopfes. Bei den Trauernden, die seit dem Ende des 6. Jhs. v.Chr. dargestellt werden, ergibt sich ein Bedeutungswandel: bis ins 2. V. des 5. Jhs. sind sie Hinterbliebene, danach bis zum Ende der Grabbilder auf der attischen Keramik Verstorbene. Ikonographische Parallelen zu diesen Klagenden und Trauernden finden sich in den zeitgleichen mythologischen Vasenbildern. Die dort inhärenten Personenbeziehungen werden durch eine Vielzahl an Darstellungsweisen für die Mütter, Väter, Ehefrauen und Schwestern vermittelt, es gibt für sie kein einheitliches, gleichbleibendes Figurenschema. Die Beteiligten erklären sich vielmehr aus dem szenischen Zusammenhang und oft mit Hilfe von Beischriften. Den Malern standen demnach feststehende Figurenmuster zur Verfügung, die sie mit bestimmter Absicht in den Vasenbildern verwendeten, auch wenn sich die Gefäße in ihrer Funktion grundlegend unterschieden. Der Blick auf die Schriftquellen rundet meine Betrachtung ab. Ausführlich sind die Vorbereitungen für Prothesis und Ekphora dokumentiert, sie werden jedoch kaum auf der Keramik dargestellt, bei Aufbahrung und Besuch am Grab verhält es sich umgekehrt; für die Grablegung bleibt das Verhältnis ausgewogen. Die partizipierenden Personenkreise hängen von der jeweiligen Situation ab: involviert sind nahe Verwandte, freundschaftlich verbundene Personen, gelegentlich sogar Fremde. Es handelt sich immer um Sonderfälle, eine Schilderung des ‚normalen’ Ablaufes fehlt. Aus diesem Grund ist eine Benennung der auf der Grabkeramik dargestellten Personen also nur bedingt möglich, dennoch ergänzen sich Bild- und Schriftquellen offenbar. In jenen lassen sich andere Aspekte der Bestattung erfassen als in diesen, so daß verschiedene Intentionen zugrunde liegen müssen. Aufgrund der langen Laufzeit kann sich der symbolische Wert dieser repräsentativen Grabszenen nicht verändert haben.