Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie
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Zielsetzung: Evaluation des Raucherentwöhnungsprogramms der Rehabilitationskliniken der bayerischen Landesversicherungsanstalten. Design: Prospektive Kohortenstudie. Hintergrund: Beteiligte Rehabilitationskliniken: Bad Aibling, Bad Brückenau, Bad Füssing, Bad Kissingen, Bad Reichenhall, Bad Steben, Bad Tegernsee, Bad Wörishofen, Bernried, Höhenklinik Bischofsgrün, Buching, Lindenberg-Ried, Oberstdorf, Ohlstadt und Rangauklinik Ansbach. Patienten: 251 freiwillige stationäre Patienten, die wegen unterschiedlicher Indikation an einer Rehamaßnahme teilnahmen. Intervention. Das Programm besteht aus einer medizinischen Eingangsuntersuchung, einem psychologischen Vorgespräch, vier Gruppensitzungen und einem begleitenden Bewegungsprogramm. Wesentliche Messinstrumente: Ein selbstentwickelter Fragebogen, der im Wesentlichen die Anzahl der gerauchten Zigaretten, das Rauchverhalten und den Einfluss der einzelnen Programmelemente erhebt. Ergebnisse: Bei Reha-Ende bezeichneten sich 27% der Teilnehmer als Nichtraucher und 16% als Nichtraucher mit Rückfällen, 47% der Patienten reduzierten ihren Tabakkonsum, während 10% ihr Rauchverhalten nicht änderten. In der Halbjahreskatamnese waren 30% Nichtraucher, 21% hatten Rückfälle, 31% reduzierten ihren Zigarettenkonsum. Bei 15% war die Änderung des Rauchverhaltens vorübergehend, und bei 4% hatte es sich nicht geändert. Im Durchschnitt rauchten die Teilnehmer zu Beginn der Reha 22 Zigaretten/Tag (, am Ende der Reha nur noch 7 Zigaretten/Tag . Auch nach sechs Monaten wurden im Mittel 9 Zigaretten/Tag geraucht. Insgesamt wurde das Programm von den Teilnehmern als in hohem Maße hilfreich eingeschätzt (M = 4, SD = 1.2, Skala: 0 = “überhaupt nicht hilfreich“ bis 5 = “sehr hilfreich“). Es zeigten sich keine statistisch signifikanten Zusammenhänge zwischen den erfragten Wirkkomponenten des Raucherentwöhnungsprogramms und dem Behandlungserfolg. Allein die Verwendung eines Nikscheint überzufällig mit einer Verringerung des Zigarettenkonsums zu korrelieren. Schlussfolgerung: Es zeigt sich ein signifikanter positiver kurz- unotinpflasters d mittelfristiger Effekt sowohl hinsichtlich einer Verringerung der mittleren Anzahl gerauchter Zigaretten als auch bezüglich des Anteils der starken Raucher nach der Teilnahme am Raucherentwöhnungsprogramm bzw. einem sechsmonatigen Nachbeobachtungszeitraum.
Die vorliegende Studie sollte klären in welchen Persönlichkeitsdimensionen sich depressive Patienten spezifisch von einer parallelisierten gesunden und klinischen Kontrollgruppe unterscheiden und welchen Einfluss die Persönlichkeit auf die Stimmung bei depressiven Patienten hat. Neben persönlichkeitsbezogenen Gegenwartsskalen wie sie in persönlichkeitspsychologischen Untersuchungen verwendet werden, kamen auch biographiebezogene Vergangenheitsvariablen zur Anwendung. Anhand der biographischen Variablen sollte untersucht werden, in welchem Zusammenhang Persönlichkeitsstrukturen und biographische Faktoren stehen und welchen Einfluss biographische Faktoren auf die Persönlichkeit und Stimmung von depressiven Patienten haben. Die klinische Studie umfasste 165 Versuchspersonen, aufgeteilt in 55 gesunde Probanden, 55 Patienten mit der Diagnose einer „Major Depression“, definiert nach DSM-IV und 55 psychisch kranke, jedoch nicht depressive Patienten (DSM-IV: Anpassungsstörungen, Schlafstörungen, Angststörungen). Die Patienten befanden sich im Zeitraum von 2000-2003 in ambulant psychiatrischer Behandlung. Das Aufnahmekriterium in die Studie war die Diagnose einer „Major depression“ nach DSM-IV. Die Kontrollgruppen wurden entsprechend der Hauptgruppe parallelisiert nach: 1. Geschlecht, 2. Alter (+/- 5 Jahre), 3. Schulbildung oder ausgeübter Beruf. Bei der Datenanalyse des Fragebogen für Psychovulnerabilität und Psychoprotektion (FPVP) mittels unterschiedlichen statistischen Verfahren fiel auf, dass sich die Patienten (depressive und sonstige psychisch kranke Patienten) deutlich von der gesunden Kontrollgruppe unterscheiden. Neurotizismus (NE) ist dabei der Persönlichkeitsfaktor, der bei den Patienten im Unterschied zu den Gesunden besonders ausgeprägt ist. Entgegen der häufig postulierten Unspezifität der Beziehung zwischen Neurotizismus (NE) und psychischer Störung, zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Studie den Zusammenhang differenzierter, da eine statistisch signifikante Trennung der beiden klinischen Gruppen (depressive und sonstige psychisch kranke Patienten) anhand der Dimension Neurotizismus (NE) möglich war. Neben der Skala Neurotizismus (NE) zeigten sich auch in den Skalen Arbeitsbezogenheit (AB), Zielgerichtetheit (ZG), Desorganisation (DO) und Kindliches Kontaktverhalten (KI) spezifische Skalenwertunterschiede zwischen den depressiven und sonstigen psychisch kranken Patienten. Die Skalen Rigidität (RI) und Idealität (ID) im Sinne des Typus melancholicus, stellten keine spezifischen Persönlichkeitsmerkmale von unipolar depressiven Patienten dar. Wir gehen daher wie Kronmüller et al. (2002a, b) von einer störungstypischen, nicht jedoch störungsspezifischen Persönlichkeitsstruktur im Sinne des Typus melancholicus bei Patienten mit Major Depression aus. Die empirisch aufgefundenen Zusammenhänge zwischen FPVP- und EWL-Skalen bestätigten weitgehend die aufgrund von inhaltlichen Hinweisen entwickelte These von den psychoprotektiven bzw. psychovulnerablen Qualitäten der einzelnen FPVP-Skalen. Darüberhinaus zeigte sich ein Einfluß von Persönlichkeits- bzw. biographischen Variabeln auf Stimmung und Befindlichkeit. Zusammenfassend assoziieren sich negativ zu wertende Persönlichkeitsvariable mit negativ erlebten Befindlichkeitsvariablen und positiv zu wertende Persönlichkeitsvariable mit positiv erlebten Befindlichkeits-variablen, d.h. es besteht eine Verbindung von eher überdauernden Eigenschaften der Persönlichkeit mit eher vergänglichen Erlebensweisen. Weiterhin zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Studie, dass neben Persönlichkeitsmerkmalen auch die Biographie ein wichtiger Vulnerabilitäts-faktor einer Depression ist. Die Biographie scheint dabei ihre pathogene Wirkung u.a. über die Persönlichkeit zu entfalten. Insbesondere die biographische Skala Primärsozialisation (PS) im Sinne einer ungünstigen Primärsozialisation (PS) zeigt bei den depressiven Patienten starke Zusammenhänge mit den Skalen Neurotizismus (NE) und Zielgerichtetheit (ZG). Auch anhand der Vorhersage der aktuellen Stimmung von Depressiven zeigt sich die Bedeutung der Skala Primärsozialisation (PS), die in der depressiven Gruppe v.a. eine negative Befindlichkeit mit den Aspekten Emotionale Gereiztheit und Angst vorhersagt. Aufgrund unterschiedlicher Meinungen in der Literatur sind weitere empirische Studien zur Objektivierung des Zusammenhangs zwischen Biographie, Persönlichkeit und Stimmung bei Depressiven nötig.
ZUSAMMENFASSUNG Das Ziel dieser Arbeit bestand in dem Vergleich der Persönlichkeitsmerkmale, gemessen mit dem Gießen-Test von Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) und Kontrollgruppen aus Patienten mit anderen chronischen Erkrankungen des Verdauungstrakts (Gruppe1: Ulcus ventriculi oder duodeni; Gruppe 2: funktionelle Magen/Darmbeschwerden; Gruppe 3: andere gastroenterologische Erkrankungen wie Ileus, Divertikel, Ösophagus-, Leber-, Pankreas-, Kolonerkrankungen). Außerdem wurden die Normwerte des Gießen-Tests zum Vergleich mit den CED-Patienten herangezogen. Weiter wurde die Persönlichkeitsstruktur zwischen Morbus-Crohn- und Colitis-ulcerosa-Patienten verglichen und bei den Morbus-Crohn-Patienten zusätzlich der Zusammenhang zwischen Krankheitsaktivität und Persönlichkeitsmerkmalen untersucht. Die Daten der Untersuchungsgruppen wurden während einer medizinischen Rehabilitationsmaßnahme in einer psychosomatischen Klinik erhoben. Zur Erfassung der Persönlichkeitsmerkmale füllten die Patienten zu Beginn und am Ende der Rehabilitation einen Gießen-Test aus. Zusätzlich wurden noch weitere Beurteilungsbögen wie der Beeinträchtigungs-Schwere-Score nach Schepank und Basisdokumentationen der Thera-peuten und des Pflegepersonals für alle Patienten verwandt. Mit Hilfe des Crohn`s Disease Activity Index nach Best wurde außerdem die Krankheitsaktivität der Morbus-Crohn-Patienten beurteilt. Die Ergebnisse erbrachten keine wesentlichen Unterschiede in den Persönlich-keitsmerkmalen zwischen CED-Patienten und den Kontrollgruppen, jedoch Unterschiede der Patientengruppen zu den Normwerten, wobei der Hauptunterschied in der Grundstimmung lag. Die Patienten beschrieben sich depressiver, selbstkritischer, eher ängstlich und abhängiger. Für die anderen Skalen ergaben sich auch teilweise hochsignifikante, allerdings nur kleine oder mittlere Unterschiede. Beim Vergleich der Persönlichkeitsmerkmale zwischen Morbus-Crohn- und Colitis-ulcerosa-Patienten wurde die Hypothese bestätigt, nämlich dass sich keine Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen finden lassen. Die Ergebnisse sind mit der bisherigen Forschung konsistent. In den meisten Untersuchungen mit chronisch Kranken als Vergleichsgruppe zeigten sich kaum Unterschiede, beim Vergleich mit Gesunden erwiesen sich CED-Patienten dagegen psychopathologisch deutlich auffälliger ab. Damit stellt sich die Frage, ob der festgestellte Unterschied in der Grundstimmung nicht durch die Erkrankung bzw. die Krankheitsaktivität zustande kommt. In den Studien, die darauf ihr Augenmerk legten, zeigte sich vor allem eine Korrelation mit Depression und Angst. Eine derartige Korrelation konnten wir bei unseren Morbus-Crohn-Patienten nicht finden. Es ist jedoch denkbar, dass die psychische Stabilisierung der somatischen Remission mit einer gewissen Zeitverzögerung folgt, womit der Unterschied zu Gesunden in der Grundstimmung erklärbar wäre. Fazit dieser Arbeit ist, dass sich übereinstimmend mit der Literatur keine typische Per-sönlichkeitsstruktur für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ergibt, durch die eine Abgrenzung zu Patienten mit anderen Erkrankungen möglich wäre.
Das akute Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine akute Erkrankung des peripheren Nervensystems, bei der es aufgrund komplexer immunologischer Prozesse häufig im Anschluss an einen bakteriellen Infekt zu Sensibilitätsstörungen und aufsteigenden Paresen bis hin zur Panplegie mit Beatmungspflichtigkeit kommt. Die Hirnnerven und das autonome Nervensystem sind oft mitbetroffen. Aufgrund der Paresen ist die Kommunikationsfähigkeit bei erhaltenem Bewusstsein zum Teil erheblich eingeschränkt. Bei intensivmedizinisch behandelten Patienten mit schwerer Verlaufsform werden häufig psychische Veränderungen beobachtet. Die vorliegende Arbeit beschreibt Ergebnisse einer Untersuchung an 54 Patienten mit einem akuten Guillain-Barré-Syndrom, die im Zeitraum von April 1989 bis Juni 1996 in der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg behandelt wurden. Ziel dieser Arbeit war es, mögliche Korrelationen zwischen Liquorparametern, somatischen Befunden und Psychopathologie bei manifestem Guillain-Barré-Syndrom zu untersuchen, um Hinweise für mögliche diagnostisch und ätiologisch bedeutsame Zusammenhänge dieser in der Regel sowohl in Forschung als auch Patientenversorgung getrennt betrachteter Krankheitsparameter zu erhalten. Annähernd ein Viertel der Patienten entwickelte während der akuten Krankheitsphase produktiv-psychotische Symptome wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen oder oneiroides Erleben (24,1%). Mit dem Auftreten einer psychotischen Symptomatik korrelierten neben der Höhe des Gesamteiweißes im Liquor auch der Ausprägungsgrad der somatischen Befunde (multiple Hirnnervendysfunktion, ausgeprägte Tetraparese) sowie die Beatmungspflichtigkeit. Signifikante Korrelationen ergaben sich des weiteren für das Auftreten der psychotischen Symptome Halluzinationen, wahnhaftes Verhalten und oneiroides Erleben mit der Konzentration einiger Immunglobuline im Liquor. Hinweise für das Vorliegen einer Depression fanden sich bei 67,9% der untersuchten Patienten. Das Vorhandensein depressiver Symptome korrelierte mit der Konzentration von Gesamteiweiß und IgG im Liquor, wie auch mit dem Auftreten von Beatmungspflichtigkeit und ausgeprägter Tetraparese signifikant. Als häufigster psychopathologischer Befund wurde das Auftreten einer Angstsymptomatik beobachtet, welche bei fast allen Patienten evident war (88,7%). Das Vorhandensein von Angst korrelierte weder mit der Höhe der Liquorwerte noch mit dem neurologischen Status. Auch für den Ausprägungsgrad einiger somatischen Befunde ließen sich statistisch signifikante Zusammenhänge mit der Höhe der Liquorparameter Gesamtprotein, Albumin, Albuminquotient und IgM nachweisen. Aus der vorliegenden Untersuchung geht hervor, dass psychische Symptome bei GBS-Patienten häufig vorkommen. Als Ursache der psychischen Veränderungen werden eine Reihe psychodynamisch-somatischer Interaktionstheorien angeführt, welche die Entstehung psychopathologischer Befunde vornehmlich durch die gestörte Kommunikations- und Wahrnehmungsfähigkeit der Patienten in der akuten Krankheitsphase erklären. Die hier vorgelegte Arbeit stützt im Kontext mit Ergebnissen anderer Autoren darüber hinaus die These, dass immunologische und pathologische Veränderungen im ZNS möglicherweise als zusätzliche Faktoren bei der Entstehung und Vermittlung der psychischen Krankheitssymptome in Betracht kommen. Inwiefern die hier vorgelegten Ergebnisse auch prädiktiv-diagnostisch nutzbar gemacht werden können sollte in nachfolgenden prospektiv-randomisierten Studien untersucht werden. Zusammenfassend betont die vorliegende Arbeit, dass beim akuten Guillain-Barré-Syndrom, wie bei vielen weiteren Krankheitsentitäten, eine komplexe Interaktion zwischen somatischen und psychischen Alterationen besteht. Daraus folgert, dass zum Verständnis und zur Weiterentwicklung der Behandlung der Erkrankung die Entwicklung eines integrativen Gesamtkonzeptes unter Berücksichtigung aller Parameter und ihrer komplexen Wechselwirkungen anzustreben ist.
Krankheitsbezogenes Interesse und Schulungsbedürfnis bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz
(2006)
Thematik: Patientenschulungen haben sich für diverse Erkrankungen als effektiv und effizient erwiesen. Die individuellen Schulungsbedürfnisse von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz wurden bisher kaum untersucht. Methode: In Kooperation des Instituts für Psychotherapie und Medizinische Psychologie mit der Medizinischen Poliklinik und der Medizinischen Klinik der Universität Würzburg wurden 60 Patienten sowie 23 Angehörige anhand eines standardisierten Interviews bezüglich Ihrer Schulungsbedürfnisse befragt. Das Bedürfnis nach mehr Mitsprache bei der Behandlung wurde über Fallvignetten erfasst. Ergebnisse: Es besteht bei 51 % der Patienten ein klares Interesse, an einer Patientenschulung teilzunehmen, wobei das Interesse negativ mit dem Alter korreliert (p=0,00). Bei vorgegebenen Schulungsinhalten zeigt mehr als die Hälfte der Patienten Interesse für medizinische Themen wie Risikofaktoren, Funktion des Herzens sowie Symptomatik. Informationen zu gesunder Ernährung oder Bewegungsprogrammen werden von den Patienten weniger gewünscht, psychosoziale Inhalte wie Krankheits-und Stressbewältigung werden nur von einem Drittel der Patienten gewünscht. Seelisch belastete Patienten interessieren sich mehr für psychosoziale Inhalte. Die Hälfte der befragten Patienten wünscht sich ein partnerschaftliches Arzt-Patient-Verhältnis. Diese Patienten sind tendenziell jünger (p=0,01) und zeigen größeres Schulungsinteresse (p=0,00). Die Angehörigen der Patienten zeigen mit 61 % großes Schulungsinteresse. Das Interessensprofil ist jedoch anders als bei den Patienten. Schlussfolgerung: Im Rahmen einer Patientenschulung sollten in Bezug auf Alter, Inhalte und Didaktik verschiedene Gruppen gebildet werden. Die Zielvorstellungen Empowerment und Shared-Decision-Making werden nicht von allen Patienten getragen. Ein Curriculum auch für Angehörige wird gewünscht.
Auf Grund der demografischen Entwicklung nimmt die Bedeutung der Altersmedizin und mit ihr diejenige der geriatrischen Rehabilitation zu. Durch gesetzliche Vorgaben und klinische Überlegungen soll die teilstationäre Behandlung in Zukunft einen größeren Stellenwert bekommen. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Kostendrucks werden in dieser Studie prognostische Faktoren für den funktionellen Rehabilitationserfolg (Pflegebedürftigkeit) und die Aufenthaltsdauer bei geriatrischen Tagesklinikpatienten mit den Diagnosen Apoplex und Fraktur untersucht. Mit der multiplen Regressionsanalyse konnte ein Vorhersagewert für den Barthel-Index bei Entlassung für die Diagnosegruppe Apoplex durch den Barthel-Index bei Aufnahme und das geriatrische Screening nach Lachs ermittelt werden; außerdem für die Diagnosegruppe Fraktur durch den Barthel-Index bei Aufnahme und den Motilitätstest nach Tinetti.
Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung erfassten wir subjektive Krankheitstheorie, Krankheitsverarbeitung und emotionales Befinden von 36 Patienten mit einer chronisch lymphatischen Leukämie in unterschiedlichem Stadium. Während diese Erkrankung initial meist symptomarm ist, kommt es im Verlauf zu Folgeerscheinungen durch Verdrängung der normalen Hämatopoese. Neben den somatischen Konsequenzen wird das Krankheitserleben der Betroffenen sehr stark durch psychische und soziale Aspekte bestimmt. Um den individuellen Rekonstruktionen der Erkrankung und den unterschiedlichen Formen der Bewältigung gerecht zu werden, verwirklichten wir neben der quantitativen Erfassung durch Fragebögen (BEFO, HADS, FKV, Hoffnungs- und Belastungsskala, KIGU) in Selbst- und Fremdeinschätzung einen qualitativen Ansatz mit Hilfe eines teilstrukturierten Interviews mit inhaltsanalytischer Auswertung. Im Folgenden sollen die Ergebnisse methodenübergreifend zusammengefasst werden. 47 % der Patienten waren von der Diagnose überrascht, während 53 % Vorankündigungssymptome bemerkt hatten. Die meisten Betroffenen hatten sich Gedanken über mögliche Ursachen ihrer Erkrankung gemacht und führten vor allem Umwelteinflüsse oder psychische Probleme an. Für die weitere Entwicklung wurde im Sinne einer sozial-externalen Kontrollüberzeugung Ärzten, Pflegepersonal und Familienangehörigen eine wesentliche Rolle eingeräumt. Die Patienten erlebten den Krankheitsverlauf aber auch als beeinflussbar durch eigenes Verhalten, was einer internalen Kontrollüberzeugung entspricht. Das Vorhandensein einer sozial-externalen oder internalen Kontrollüberzeugung ging einher mit guter Adaptation an die Erkrankung. Insgesamt zeigten diese Patienten weniger emotionale Störungen. Erhöhte Angst oder Depressivität lag bei 28 % der Untersuchungsteilnehmer vor, insgesamt überwog aber Zuversicht. Emotionale Belastung war mit depressiv gefärbten Verarbeitungsformen assoziiert. Die Verarbeitung der Krankheitsrealität leisteten die CLL-Patienten vor allem durch den Einsatz aktiver, problemorientierter und compliancebetonter Strategien, die allerdings nicht mit einer gelungenen Anpassung korrelierten. Ein durch Grübeln, Hadern und sozialer Rückzug geprägter Verarbeitungsstil erschwerte das Zurechtkommen mit der Erkrankung. Das Vorkommen dieser Verarbeitungsstrategien schätzten die Betroffenen im Vergleich geringer als die externen Beobachter ein, während sich für aktive Verarbeitungsmechanismen kein Unterschied zwischen den Urteilerebenen ergab. Bei der Prüfung von Korrelationen zwischen soziodemographische Daten einerseits und Kontrollüberzeugungen, Krankheitsverarbeitung und emotionalem Befinden andererseits zeigte sich jeweils kein Einfluss der Geschlechtszugehörigkeit. Zunehmendes Lebensalter korrelierte positiv mit einer external-fatalistischen Kontrollüberzeugung und negativ mit aktivem, problemorientiertem Coping. Die Resultate unserer Studie wurden auf inhaltlicher Ebene vor dem Hintergrund der aktuellen Forschungsliteratur analysiert und methodische Besonderheiten diskutiert. Als wesentliche Konsequenz ergibt sich die Notwendigkeit einer integrativen Sichtweise der Krankheitsverarbeitung. Eng damit verknüpft ist die Forderung nach einer Erhebungsmethodik, die der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes gerecht wird.
In einer Querschnitt- und einer Längsschnittuntersuchung an insgesamt 95 Multiple Sklerose Patienten wurden in einem semistrukturierten Interview Krankheitsursachen-Vorstellungen (KUV) erfragt. Mit dem BDI wurde die Depressivität erfasst. Im Längsschnitt wurden 24 neu-diagnostizierte Patienten zu drei Zeitpunkten befragt: Gleich im Anschluss (max. 24 Stunden) an die Diagnoseeröffnung, nach 6 Wochen und nach 6 Monaten. Etwa die Hälfte aller Patienten äußerten subjektive Ursachenvorstellungen zu ihrer Erkrankung. In der Längsschnittstudie zeigte sich eine Zunahme der Patienten mit Krankheitsursachen-Vorstellungen, die nach sechs Monaten ebenfalls 50% erreichten. Inhaltlich konnten zwölf Hauptthemen herausgearbeitet werden: Umweltfaktoren, Veranlagung, Strafe, somatische Vorerkrankung, psychische Erkrankung, Schwangerschaft, Überanstrengung, Störung des Immunsystems, labile Persönlichkeit, Stress, Sorgen und Ängste, schlechte Kindheit. Patienten mit Krankheitsursachen-Vorstellungen unterschieden sich weder durch allgemein soziodemographische noch durch krankheitsspezifische Daten. Sie waren jedoch signifikant depressiver. Für die weitere Analyse erfolgte eine Aufteilung der Patienten nach der Art ihrer subjektiven Vorstellung in zwei polare Gruppen mit internal-psychischer versus external-körperlicher KUV. Dabei ließ sich zeigen, dass nicht das Vorhandensein von subjektiven Theorien als solches bereits mit höherer Depressivität einhergeht. Vielmehr sind es allein die Patienten mit internal-psychischen Kausalattributionen, die zu höheren Werten auf der Depressionsskala beitragen. Patienten mit eher external-körperlichen Erklärungsmodellen waren tendenziell sogar weniger depressiv als Patienten ohne KUV. Auch im Längsschnitt erfolgte zunächst analog die Inhaltsanalyse, wobei im Wesentlichen ähnliche Inhaltskategorien gefunden wurden. Anschließend werden die Entwicklung, Dynamik und Konstanz von subjektiven Theorien anhand von Einzelverläufen untersucht: Zehn Patienten hatten nie Krankheitsursachen-Vorstellungen, sieben entwickelten sie erst im Untersuchungszeitraum, sechs hatten Vorstellungen von Anfang an, wobei drei davon einen inhaltlichen Wechsel vollzogen. Als Funktion dieser subjektiven Theorien konnte in zwei Fällen eine komplette Krankheitsverleugnung aufgezeigt werden, in vier Fällen erfüllten die Ursachenvorstellungen Kontrollfunktionen für die Erkrankung. Anschließend werden die Ergebnisse im Kontext des derzeitigen Forschungsstandes diskutiert sowie Probleme der Studie methodenkritisch analysiert. Die Bedeutung von internal-psychischen KUV als möglicher Indikator für Patienten mit Problemen in der Krankheitsverarbeitung wird hervorgehoben. Hieraus werden Ansätze für weiterführende Forschungen sowie für die klinische Betreuung dieser Patienten abgeleitet.
Emotionales Befinden, Krankheitsverarbeitung und Überlebenszeit bei Bronchialkarzinompatienten
(2004)
Die vorliegende hypothesenprüfende Arbeit hat als erweiterte Replikationsstudie zum Ziel, den Zusammenhang zwischen emotionalem Befinden und Krankheitsverarbeitung bei Bronchialkarzinomkranken zu untersuchen und die Befunde bezüglich Krankheitsverarbeitung und Überlebenszeit aus der Vorstudie von Faller et al. (1999) beziehungsweise Faller und Bülzebruck (2002) zu überprüfen. 59 an einem Bronchialkarzinom erkrankte Patienten wurden vor Beginn der Primärbehandlung zu ihrem emotionalen Befinden und der Art ihrer Krankheitsbewältigung befragt. Neben der Selbsteinschätzung fand eine Fremdeinschätzung durch die Interviewer statt. Die Überlebensdaten wurden nach 3 - 5 Jahren erhoben. In der vorliegenden Studie konnte ein Zusammenhang zwischen emotionaler Belastung und depressiver Krankheitsverarbeitung nachgewiesen werden. Die Untersuchung zeigte zudem, dass unter Einbeziehung biomedizinischer prognostischer Faktoren eine selbsteingeschätzte depressive Krankheitsverarbeitung mit einer kürzeren Überlebenszeit einhergeht(hazard ratio 1.75, 95% confidence interval 1.04-2.93, p = 0.034). Der körperliche Leistungszustand (Karnofsky-Index) stellte ebenfalls einen unabhängigen Prädiktor für die Überlebenszeit dar. Diese Ergebnisse stimmen mit denjenigen der Vorstudie von Faller und Bülzebruck (2002) überein. Einschränkungen der Studie bestehen aufgrund der relativ kleinen Stichprobe sowie deren hoher Selektivität.
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Beurteilung von Musiktherapie. Hierzu wurden Skalen entwickelt die musiktherapeutische Improvisation abbilden sollen. Zur Bewertung dieser Skalen wurde die Interraterreliabilität berechnet. Unterschiedliche Spielarten zeigten deutlich unterschiedlich gute Übereinstimmungen. Diese wurden herausgearbeitet und Vorschläge erarbeitet zur weiteren Optimierung dieser Skalen.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, emotionale Faktoren vor der Inanspruchnahme einer Tumorrisikosprechstunde bei Frauen und Männern mit einem erhöhten Brustkrebs- und/ oder Eierstockkrebsrisiko zu untersuchen. In diesem Zusammenhang sollen biomedizinische, anamnestische und soziodemographische Prädiktoren geprüft werden, die einen Einfluss auf die psychische Befindlichkeit dieser gesunden oder bereits erkrankten Ratsuchenden aus Hochrisikofamilien haben könnten. Die Untersuchung verfolgt im einzelnen folgende Fragestellungen: Unterscheiden sich erkrankte Mitglieder und gesunde Angehörige aus Hochrisikofamilien hinsichtlich der Ausprägung ihrer emotionalen Belastung? Welchen Einfluss haben medizinische bzw. klinische Variablen auf die emotionale Befindlichkeit bei Brustkrebspatientinnen? Gibt es Zusammenhänge zwischen bestimmten anamnestischen Faktoren und krebsspezifischer Angst bei gesunden Frauen aus Risikofamilien? Bestehen Zusammenhänge zwischen soziodemographischen Variablen und der emotionalen Befindlichkeit? Im Zeitraum von 1997 bis 1999 wurden im „Interdisziplinären Zentrum für familiären Brustkrebs“ (Humangenetik, Gynäkologie, Psychoonkologie) in Würzburg 179 Ratsuchende im Alter zwischen 13 und 71 Jahren (M=42, s=12) beraten. Davon waren 72 Personen anamnestisch an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt, 107 Personen waren gesunde Angehörige aus Hochrisikofamilien. Das Alter der Erkrankten lag durchschnittlich höher. Das Patientenklientel setzte sich zu 95,5% aus weiblichen Teilnehmerinnen zusammen. Die Mehrzahl der Probanden war zum Untersuchungszeitpunkt verheiratet oder lebte in einer festen Partnerschaft. Die Erhebung sämtlicher Daten erfolgte vor der Erstberatung zum Zeitpunkt der Inanspruchnahme der Tumorrisikosprechstunde. Neben der Erfassung medizinischer Daten anhand eines gynäkologischen und biomedizinischen Erhebungsbogens wurden die Studienteilnehmer gebeten, einen umfassenden Fragenkatalog zu beantworten. Für die vorliegende Arbeit wurden die Variablenbereiche Risikowahrnehmung und krebsspezifische Angst, seelisches Befinden sowie einige soziodemographische Daten erfasst und in die Untersuchung einbezogen. Die Studie wurde als kontrollierte Querschnittsuntersuchung konzipiert, um die emotionale Befindlichkeit zum Zeitpunkt der klinischen Vorstellung zu erfassen. Hinsichtlich des psychologisch-orientierten Fragebogenteils kam die deutsche Version der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) von Herrmann et al. (1995) zum Einsatz. Die Ergebnisse hinsichtlich der zentralen Frage nach der Ausprägung der psychologischen Merkmale Angst, Depressivität und krebsspezifischer Erkrankungsfurcht zeigten, dass sowohl Angst- als auch Depressivitätswerte im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe durchschnittlich höher lagen. Ebenso finden sich in unserer Studie mehr Personen mit klinisch auffälligen Werten. Im Vergleich der beiden Subgruppen (Erkrankte vs. Gesunde) untereinander ergab sich hinsichtlich der psychosozialen Variablen kein signifikanter Unterschied, ebenso wenig ein Zusammenhang zwischen Risikostatus (definiert durch die Häufigkeitsangabe aller erkrankten Angehörigen innerhalb einer Familie) und emotionaler Befindlichkeit. Bei den Brustkrebspatientinnen zeigte sich, dass das Erkrankungsstadium sowie die Art der Therapie keinen Effekt auf Angst, Depressivität und krebsspezifische Angst haben. Betroffene, deren Erstdiagnose länger als 5 Jahre zurücklag, scheinen allerdings signifikant weniger krebsspezifisch ängstlich zu sein als diejenigen, die in den letzten 5 Jahren ihre Diagnose erfahren hatten. In der Stichprobe der gesunden Frauen aus Hochrisikofamilien ließen sich weder bei eigener Symptomwahrnehmung (benigne Mammaerkrankungen) noch bei anamnestisch bekanntem Tod der erkrankten Mutter höhere Werte krebsspezifischer Erkrankungsfurcht nachweisen. Die genannten Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der bisherigen Forschung sowie unter Berücksichtigung der methodischen Einschränkungen der vorliegenden Studie diskutiert. Dass sich in der Stichprobe eine Subgruppe von psychisch stark belasteten Frauen findet, legt den Bedarf einer spezifischen psychologischen Beratung und Intervention nahe sowie generell die Einbeziehung von psychosozialen und emotionalen Aspekten im Rahmen einer genetischen Beratung.
Moderne Rehabilitation setzt einen engagierten Rehabilitanden voraus, der etwas darüber lernen will, wie er mit seinen Einschränkungen besser umgehen kann, wie er sie besser bewältigen und durch eigene Übungen vielleicht gar reduzieren kann. Er wird dies umso erfolgreicher machen, wenn er selbst entsprechende Vorerwartungen ausgebildet hat. Seit Jahren wird dabei kritisch gefragt, welche Bedeutung es hat, wenn in der Öffentlichkeit und im allgemeinen Sprachgebrauch die Begriffe Rehabilitation mit Kur regelmäßig verwechselt werden. Dabei steht die Frage im Raum, ob mit unterschiedlichen Bezeichnungen unterschiedliche Erwartungen verknüpft werden, die dann ggf. zu Enttäuschungen führen müssen, wenn der Rehabilitand in der Klinik ankommt und hier statt mit "Fango und Tango" tatsächlich mit Gruppengymnastik und Gesundheitstraining oder gar mit einer Belastungserprobung konfrontiert wird. Erwartungen an die Heilbehandlung werden wiederum unter anderem durch die Ärzte, die den Patienten zur Inanspruchnahme motivieren, vermittelt. In der vorliegenden Untersuchung aus dem Wintersemester 2001 / 2002 wurden 210 Medizinstudenten des 1. und des 7. Semester mit einem überprüften Fragebogeninstrumentarium nach ihren Erwartungen an die Inhalte und Ziele der Heilbehandlung gefragt. Bei der Hälfte der Studenten war die Heilbehandlung mit "Kur" bezeichnet worden, bei der Hälfte mit "Rehabilitation". Die Fragebogenverteilung erfolgte randomisiert, es gab keine weiteren Erläuterungen zum Inhalt und Ziel der Untersuchung. Der Fragebogen mit 35 Items zu Reha-Zielen und 40 Items zu Reha-Erwartungen lässt sich anhand von 10 Erwartungs- und 9 Zieleskalen auswerten. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Medizinstudenten des 1. Semesters mit Kur und Rehabilitation sehr ähnliche Erwartungen verknüpfen. Signifikant unterschiedliche Erwartungen an Rehabilitation und Kur fanden sich dagegen bei den Studenten des 7. Semesters, und zwar sowohl bei den Behandlungserwartungen als auch bei den Zielerwartungen. Mit Rehabilitation wurden hier viel häufiger die Erwartungen „berufliche Beratung“ und „ärztliche Betreuung“ verbunden als mit Kuren. Mit Kuren wurde dagegen häufiger die Erwartung an balneo-physikalische Behandlungen und „Entlastung von zuhause“ verknüpft. Bei den Rehabilitationszielen wurden berufliche Leistungsfähigkeit, Beschwerdereduktion und „Leben genießen trotz Krankheit“ stärker mit Rehabilitation verknüpft als mit Kur. Weitere differenzierende Unterschiede wurden gefunden in Abhängigkeit vom Geschlecht der Studenten und je nachdem, ob die Studenten aus einer Arztfamilie stammen oder über eigene Erfahrungen mit Heilbehandlungen verfügen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass schon die Ettikettierung („Labelling“) von Reha-Maßnahmen ohne weitere inhaltliche Erläuterung einen nachhaltigen Einfluss auf die Behandlungserwartungen der angehenden Ärzte hat, die – übermittelt an die Patienten - wiederum von Bedeutung für Verlauf und Ergebnis der Rehabilitation sein dürften. Schlussfolgerungen für die öffentliche Darstellung von Reha-Maßnahmen durch Träger und Kliniken, aber auch für die Art, wie die Maßnahmen dem Antragsteller im Einzelfall vermittelt werden, werden gezogen.
Adipositas ist in der heutigen Gesellschaft ein zunehmendes Gesundheitsproblem, das vor allem aufgrund der vielen Folgeerkrankungen wie Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck, degenerative Gelenkerkrankungen etc. und der psychosozialen Folgen auch aus wirtschaftlicher Sicht immer mehr Bedeutung erlangt. Die konservative Therapie dieser chronischen Erkrankung gestaltet sich jedoch schwierig. Allein mittel- bis langfristige Programme mit Kombination von Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie scheinen eine gewisse Aussicht auf Erfolg zu haben, wobei Modelle, die sich nur auf eine dieser Therapiesäulen stützen, aus ganzheitlicher Sicht deutlich im Nachteil sind. ADIPOSITIV ist ein interdisziplinäres, auf ein Jahr angelegtes Projekt, welches alle Ansatzpunkte der Adipositastherapie miteinander verbindet. Ziel war, eine relevante Gewichtsreduktion der Projektteilnehmer zu erreichen, ohne dass es zu einer ungünstigen Veränderung der Körperzusammensetzung kommt. Dies wurde durch Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) kontrolliert. Ebenso wurden Labor- und Vitalparameter bestimmt, ärztliche Untersuchungen mit Leistungsanalysen sowie Gewichtskontrollen und psychologische Tests durchgeführt. Das Programm beinhaltete ernährungs-, bewegungs- und psychotherapeutische Gruppeninterventionen, wobei die Teilnahme an den psychologischen Gruppen auf freiwilliger Basis erfolgte. Gegenstand dieser Arbeit ist die Untersuchung von Veränderungen in verschiedenen psychosozialen Bereichen innerhalb eines Jahres mittels entsprechender Fragebögen. Die untersuchten Bereiche waren Essverhalten, Depressivität, Selbstakzeptanz und Körperwahrnehmung. Neben einer deutlichen Reduktion des BMI im Gesamtdurchschnitt, kam es auch im Bereich der psychosozialen Fragestellungen zu relevanten und zum Teil signifikanten Veränderungen. So zeigte sich im Bereich Essverhalten eine deutliche Entwicklung in Richtung „normales“ Verhalten vor allem im Sinne einer geringeren Störbarkeit und größeren kognitiven Kontrolle bei abnehmendem Hungergefühl und geringerer Belastung durch das Übergewicht. In den Bereichen Depressivität und Selbstakzeptanz fanden sich erst nach Differenzierung der Projektteilnehmer in „gute“ und „schlechte“ Abnehmer signifikante Ergebnisse insofern, dass die „guten“ Abnehmer weniger depressiv werden und eine höhere Selbstakzeptanz erreichen. Bei der Körperwahrnehmung zeigen sich am Ende des Projekts nur geringe, nicht signifikante Unterschiede zum Beginn. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Teilnehmer an dem Projekt ADIPOSITIV im Durchschnitt eine gute Gewichtsreduktion bezogen auf den BMI er-reichten und sich hinsichtlich der untersuchten psychosozialen Befunde zum Teil deutlich verbessern bzw. im Sinne einer „Normalisierung“ verändern konnten.
Ziel der vorliegenden Arbeit war, das Vorgehen der Qualitativen Inhaltsanalyse anhand von Zielen und Problemen von Psychotherapiepatienten (Klartextangaben)zu beschreiben. Ein weiteres Ziel war es die vorherige Studie bezüglich der Probleme und Ziele von Psychotherapiepatienten zu replizieren, um die Anwendbarkeit des damals erstellten Kategoriensystems zu überprüfen. Gleichzeitig entwickelten wir das bereits existierende Kategoriensystem weiter. Dabei war es uns wichtig, der Vielgestaltigkeit der Therapieziele aus Sicht der Patienten Rechnung zu tragen und sie ohne großen Verlust von Sinnzusammenhängen und Zielinhalten einer empirischen Auswertung zugänglich zu machen. Besonderes Interesse galt dabei positiv formulierten, diagnoseunabhängigen Zielen. Zu diesem Zweck wurde eine neue Gruppe der "erweiterten Ziele" gebildet. Nach Kategorisierung der Probleme und Ziele von insgesamt 152 Patienten waren die Daten empirisch auswertbar. Nach Analyse der Häufigkeiten prüften wir die Diagnosespezifität. Außerdem prüften wir die Zusammenhänge der Probleme mit den im SCL-90-R erfaßten körperlichen und psychischen Beschwerden der Patienten. Die Gruppe der erweiterten Ziele wurde auf ihre Zusammenhänge und Unterschiede mit soziodemographischen Daten, dem Zeitpunkt des Ausfüllens des Fragebogens, der Ursachenvorstellung, der Behandlungserwartung, der therapeutischen Arbeitsbeziehung, Gegenübertragung und der weiterbehandelnden Institution geprüft.
In der vorliegenden Untersuchung kamen zwei Persönlichkeitsfragebögen, das Eysenck Personality Inventory (EPI) und der biografische Fragebogen für Alkoholabhängige (BIFA-AL) sowie ein Persönlichkeitstest, der Thematic Apperception Test (TAT), zur Anwendung. Insgesamt umfasste die klinische Studie 88 Versuchspersonen: 44 depressive Patienten und 44 in Bezug auf Alter, Geschlecht und Schulbildung parallelisierte gesunde Probanden. Die Ergebnisse des TAT zeigen, dass sich die Patienten in ihren Fantasiegeschichten von ihren depressiven Einstellungen lösen. Die Bildtafeln scheinen die Patienten zu animieren, ihre passive und negative Einstellungen aufzugeben und in ihren Fantasiegeschichten aktiv und positiv eingestellt in das Geschehen einzugreifen. In ihren Fantasiegeschichten leben sie das aus, was sie im normalen depressiven Leben nicht verwirklichen können, und verhalten sich so, wie sie gerne in Wirklichkeit wären. In den beiden Persönlichkeitsfragebögen konnten deutliche Unterschiede (höherer Neurotizismus, niedrigere Extraversion) zwischen den beiden Stichproben festgestellt werden. In der Skala „Zielgerichtetheit“ des BIFA-AL erzielten die Patienten deutlich niedrigere Werte als die gesunden Probanden. Die Patienten ereichten ferner ungünstigere Werte hinsichtlich der Primärsozialisation. Sie schildern ihre Primärsozialisation deutlich ungünstiger und belastender. Vorschläge hinsichtlich psychotherapeutischer Folgerungen aus diesen Befunden werden unterbreitet.
Die Behandlungserwartung des Patienten stellt eine für den Therapieerfolg bedeutsame Variable dar. Aufgrund verschiedener Vorbefunde stellt sich die Frage, ob Patienten mit unterschiedlicher Symptomatik unterschiedliche Behandlungserwartungen aufweisen. Die Berechnung des Zusammenhangs zwischen Behandlungserwartung und Symptomatik bei einer Stichprobe von 757 Psychotherapiepatienten (62% Frauen, 38% Männer, Altersmittelwert 36,6 Jahre) ergibt zahlreiche signifikante Korrelationen zwischen den drei Behandlungserwartungsskalen „gesprächsorientiert“, „verhaltensorientiert“, „somatisch orientiert“ und den SCL-90-R-Skalen, so dass sich ein deutlicher, aber unspezifischer Zusammenhang zwischen Behandlungserwartung und Symptomatik ergibt. Außerdem bestehen signifikante Zusammenhänge zwischen Patientenalter und niedrigerer Schulbildung auf der einen und somatisch orientierter Behandlungserwartung auf der anderen Seite. Die vom Therapeuten beurteilte Diagnose und die Beeinträchtigungsschwere besitzen keine substanziellen Korrelationen zur Behandlungserwartung. Da die SCL-90-R starke Skaleninterkorrelationen aufweist und die neun Skalen durch Faktorenanalysen nur unzureichend abzubilden sind, ist die Entwicklung einer Kurzversion der SCL-90-R zu begrüßen - allerdings sollte diese verstärkt auch somatische Symptome miterfassen. Insgesamt sollten Behandlungserwartungen im Rahmen der Therapieplanung den ihnen für die Therapiemotivation nachgewiesenen Stellenwert erhalten. Es bietet sich die Möglichkeit eines besseren Verständnisses des Patienten mit dem Potenzial höherer Compliance und niedrigerer Reaktanz.
In der vorliegenden Längsschnittuntersuchung wurde die depressive Symptomatik von 40 Patienten mit akuter Leukämie oder hochmalignem Non-Hodgkin-Lymphom innerhalb der ersten sechs Monaten nach Diagnosestellung untersucht. Alle Patienten erhielten eine Chemotherapie. Die vorliegende Untersuchung erstreckte sich über insgesamt fünf Befragungen: T 1 = ein bis drei Tage nach Diagnosestellung, T 2 = in der Aplasiephase des ersten Chemotherapiezyklus, T 3 = zu Beginn des dritten Chemotherapiezyklus, T 4 = in der Aplasiephase des dritten Chemotherapiezyklus, T 5 = sechs Monate nach Diagnosestellung. Die Einschätzung der depressiven Symptomatik erfolgte mit Hilfe der extrahierten Subskala „Depressivität“ aus der deutschen Version der revidierten Symptom-Checkliste 90 (SCL-90-R) von Derogatis. Des Weiteren wurden die körperlichen Beschwerden der Probanden mit einem eigens für die vorliegende Studie konzipierten Instrument zu jedem Messzeitpunkt erfasst. Zusätzlich erfolgte zu den einzelnen Erhebungen eine Evaluation der Prognose der Erkrankung im Rahmen eines vom Arzt auszufüllenden Fragebogens. Die Resultate unserer Studie zeigten eine hochsignifikante Zunahme der Depressivität vom Erstinterview (T 1) zum zweiten Erhebungszeitpunkt (T 2), im Durchschnitt 11 Tage später in der Phase der Aplasie des ersten Chemotherapiezyklus. Das Ausmaß der Depressivität war zu Beginn des dritten Chemotherapiezyklus (T 3), durchschnittlich drei Monate nach Erstdiagnose, gegenüber dem zweiten Messzeitpunkt (T 2) unverändert. Der Ausprägungsgrad der Depressivität zu T 3 unterschied sich zudem weder von dem Level der depressiven Symptomatik in der entsprechenden Isolationsphase (T 4) noch von dem Ausmaß der Depressivität sechs Monate nach Diagnosestellung (T 5). Auch frühere Arbeiten beschrieben eine signifikante Zunahme der Depressivität nach Diagnosestellung. Die Erhebungsintervalle lagen dabei ein bis drei Monate auseinander. Im Gegensatz zu anderen Studien wurden in unserer Untersuchung mitunter sehr kurze Zeitabschnitte (ca. ein bis zwei Wochen) zwischen zwei Erhebungszeitpunkten gewählt. Hierdurch konnten wir erstmalig eine hochsignifikante Zunahme der Depressivität bereits innerhalb weniger Tage nach Diagnosestellung feststellen. Medizinische, soziodemographische und somatische Faktoren zeigten nur wenige Zusammenhänge mit der depressiven Symptomatik unserer Patienten. Die Ergebnisse zur Veränderung der Depressivität im Verlauf können nicht auf der Basis der hier erfassten medizinischen und somatischen Faktoren oder durch rein aplasiespezifische Umstände erklärt werden. Die Veränderung des Ausmaßes der Depressivität wird eher als Folge einer Modulation des Coping- und Abwehrverhaltens während des Krankheits- und Behandlungsverlaufes mit konsekutiver Änderung des emotionalen Befindens interpretiert.
Um die psychischen, physischen und psychosozialen Langzeitbeeinträchtigungen bei Patienten nach schwerem Guillain-Barré-Syndrom erheben und zu beschreiben wurden 1994 41 Patienten in der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg nachuntersucht. 1 bis 12 Jahre nach der akuten Erkrankung wurden die Patienten mittels eines halbstrukturierten Interviews befragt und neurologisch nachuntersucht. 17% der Patienten zeigten zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung keinerlei neurologische Ausfälle mehr. 76% wiesen leichte sensible Ausfälle auf. An motorischen Ausfällen litten 37% der Patienten. Als Folge der motorischen Deprivation und des Verlustes von Kommunikationsfähigkeiten litten 17% der Patienten an depressiven Symptomen, 32% an vermehrten Stimmungsschwankungen und 34% an einer verminderten seelischen Belastbarkeit. Ein Zusammenhang zwischen vermehrten Stimmungsschwankungen und motorischen Ausfällen zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung (p<0,05) und einer Beatmungsnotwendigkeit zum Zeitpunkt der stärksten Ausprägung (p<0,01) konnte nachgewiesen werden. 44% der Patienten waren beruflich eingeschränkt, 29% beschrieben Änderungen in ihrer Partnerschaft und 29% änderten ihre Freizeitgestaltung. Zwei Drittel der Befragten (66%) beschrieben positive Veränderungen ihrer Lebenseinstellung. Das GBS zeigt langfristige, komplexe psychische und psychosoziale Beeinträchtigungen, so dass eine langfristige Betreuung der GBS-Patienten, zum Erkennen und Behandeln psychischer Beschwerden wünschenswert und sinnvoll erscheint.
Die vorgestellte Arbeit ist eine Querschnittsstudie, deren Ziel es war, Krankheitsbewältigungsmuster von PTCA-Patienten darzulegen. Es wurden 113 Patienten (überwiegend Männer, Durchschnittsalter 63 Jahre)am Vorabend einer PTCA untersucht. Patienten und Interviewer füllten den Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung unabhängig voneinander aus. Zur Erfassung von Emotionen diente das State-Trait-Angstinventar (STAI) und die Skala zur „Depressivität“ der Symptom-Checkliste (SCL-90R). Weiter wurde ein eigens erstellter Fragebogen zum Informationsbedürfnis der Patienten angewandt. Die Ergebnisse dieser Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen: Beim Großteil der Teilnehmer fand sich ein aktiver Krankheitsbewältigungsmodus. Die Form der depressiven Verarbeitung nahm hingegen einen deutlich kleineren Stellenwert ein. Insgesamt wurde die Krankheitsverarbeitung durch die Patienten selbst als aktiver eingeschätzt als durch den Interviewer. Bei der „depressiven Verarbeitung“ zeigten sich in den verschiedenen Einschätzungen keine Unterschiede. Entsprechend des Geschlechtsstereotyps stuften die weiblichen Teilnehmer ihre Verarbeitung deutlich depressiver ein als die männlichen. Es wurde ein positiver Zusammenhang zwischen depressiver Verarbeitung und situativer bzw. genereller Angst der Patienten festgestellt. Es muß jedoch weiterhin offen bleiben, ob die Emotionen nun die Art der Krankheitsbewältigung bestimmen oder aber ob die Art der Krankheitsbewältigung Einfluß auf die Emotionen nimmt. Signifikante Zusammenhänge zwischen der Angst der Patienten und einem aktiven Bewältigungsmodus konnten jedoch nicht gefunden werden. Zwischen der Depressivität der Patienten und einem aktiven Krankheitsbewältigungsmodus konnte ein schwach signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Entgegen der aufgestellten Erwartung war dieser jedoch positiv. Mit den gefundenen Ergebnissen konnte ein positiver Zusammenhang zwischen der Skala zur Erfassung der Depressivität der Patienten und einem depressiven Bewältigungsmodus bestätigt werden. Dieses Ergebnis muß aber unter dem Aspekt der Zirkularität gesehen werden. Eine klare Abgrenzung zwischen depressiver Verstimmung und depressiver Verarbeitung ist hierbei nicht möglich. Dies bedeutet, daß Emotion und Coping so eng miteinander verbunden sind, daß sie sich gegenseitig bedingen. Zudem wurde die dargelegte Stichprobe auch nach den durch Krohne aufgestellten Streßbewältigungsmodi in vier Gruppen aufgeteilt und bezüglich der Krankheitsbewältigung untersucht. Besonders berücksichtigt wurde hierbei die kognitive Vermeidung. Die These jedoch, daß ein Patient, je eher er zum kognitiven Vermeiden neigt, auch um so eher eine aktive Bewältigungsstrategie wählt, konnte nicht bestätigt werden. Anders war dies mit der Erwartung, daß ein Patient, je eher er zum kognitiven Vermeiden neigt, auch weniger depressiv ist. Der Zusammenhang zwischen kognitiver Vermeidung und der Depressivität der Patienten war gegenläufig. Dieses Ergebnis konnte auch bei der depressiven Verarbeitung gefunden werden. Zuletzt wurden die Studienteilnehmer im Hinblick auf ihr Informationsbedürfnis in Zusammenhang mit ihrer Angst untersucht: umso ängstlicher die befragten Patienten sind, desto mehr wollen sie auch über den bevorstehenden Eingriff erfahren. Es konnte sogar gezeigt werden, daß je stärker die Angst der Patienten ist, desto nervöser machte sie jede weitere Information über die PTCA.