Poliklinik für Kieferorthopädie
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Zur Kopforthesentherapie in der Behandlung von Säuglingen mit lagerungsbedingten Schädelasymmetrien gibt es bisher kaum Studien, die den optimalen Behandlungsbeginn unter Berücksichtigung der Ausprägung der Asymmetrie untersuchen. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, den Einfluss des Alters und des Schweregrades der Asymmetrie bei Therapiebeginn auf die Therapiedauer und das Therapieergebnis zu analysieren.
Hierzu wurden 144 Patienten mit lagerungsbedingtem Plagiozephalus untersucht, die mittels Kopforthese behandelt wurden. Es erfolgte eine Einteilung in drei Altersgruppen (Altersgruppe I: < 24 Wochen mit N = 38 Säuglingen / Altersgruppe II: ≥ 24 bis < 32 Wochen mit N = 79 Säuglingen / Altersgruppe III: ≥ 32 Wochen mit N = 27 Säuglingen) und je zwei Schweregrade (mild-to-moderate: 30°-CVA >3mm bis <12mm / moderate-to-severe: 30°-CVA ≥12mm). Anhand stereophotogrammetrischer Datensätze wurden das Ausmaß und die Reduktion der Asymmetrie in den verschiedenen Untergruppen sowie die Therapiedauer miteinander verglichen.
Es zeigte sich, dass es in allen Altersgruppen zu einer signifikanten Reduktion der Asymmetrie kam, wobei sich dieser Effekt mit steigendem Alter verringerte. Ein Therapieerfolg (= CVAI <3,5%) wurde bei Patienten mit mild-to-moderate Asymmetrie in Altersgruppe I zu 83%, in Altersgruppe II zu 69% und in Altersgruppe III zu 40% erreicht. Bei Patienten mit einer schwerwiegenderen, moderate-to-severe Asymmetrie ergab sich eine symmetrische Kopfform zu 50% in Altersgruppe I, zu 30% in Altersgruppe II und nur zu 7% in Altersgruppe III. Die durchschnittliche Therapiedauer stieg von 18,6 Wochen in Altersgruppe I, 20,0 Wochen in Altersgruppe II und 25,3 Wochen in Altersgruppe III an. Das Alter bzw. der Schweregrad der Asymmetrie bei Behandlungsbeginn wurden durch die multiple Regressionsgleichung ins Verhältnis gesetzt. Dadurch kann zukünftig die zu erwartende Verbesserung der Asymmetrie durch eine Kopforthesentherapie abgeschätzt werden.
Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass das Alter bei Therapiebeginn sowie der Ausprägungsgrad einer lagerungsbedingten Asymmetrie einen entscheidenden Einfluss auf Dauer und Effektivität der Kopforthesentherapie haben. Die Erfolgsrate der Therapie ist maßgeblich von diesen beiden Einflussfaktoren abhängig. Die aufgestellte Regressionsgleichung ermöglicht eine Vorhersage der Reduktion einer lagerungsbedingten Schädelasymmetrie.
In der Pilotstudie sollten die Auswirkungen von Mundhygiene Instruktionen während einer kieferorthopädischen Multibandtherapie auf die Besiedelung der Mundhöhle mit Streptokokken der Mutans-Gruppe und auf den Entzündungszustand der Gingiva untersucht werden.
Erhoben wurde bei Studienbeginn, nach 4 und nach 8 Wochen der Gingival-Index, der Sulkus-Blutungs-Index, der Parodontale Screening-Index, der Plaque-Index und die Streptokokkus Mutans Kolonisierungsklassen im Speichel.
Es wurden Patienten ab Einsetzten der Multibandapparatur (B0) und Patienten welche seit mindestens 3 Monaten eine Multibandtherapie (B3) erhielten untersucht.
In der Gruppe B3 nahmen alle erhobenen Parameter 4 Wochen nach der Mundhygiene Instruktion signifikant ab. Sie stiegen anschließend wieder signifikant an.
In der Gruppe B0 nahmen alle Parameter, außer dem Plaque-Index stetig zu.
Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen wie wichtig regelmäßige Instruktionen zur Mundhygiene und erneute Motivation zur häuslichen Mundhygiene während kieferorthopädischer Multibandtherapie sind.
Temporale Eigenschaften ingressiver und egressiver Phonationsleistungen gesunder Neugeborener
(2019)
In der vorliegenden Studie wurden temporale Eigenschaften zeitlich aufeinanderfolgender ingressiver Laute und egressiver Phonationsleistungen in spontanen Neugeborenenvokalisationen untersucht.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Atemrhythmus Neugeborener während der Vokalisation (spontanes Weinen) objektiv zu analysieren und Referenzwerte für die einzelnen Segmente des Atemzyklus zu erarbeiten. Zur Berücksichtigung vermuteter relevanter Einflussfaktoren sollten geschlechts- und altersspezifische Unterschiede sowie Hörleistungen im Neugeborenen-Hörscreening (NHS) berücksichtigt werden.
Dazu wurden spontan geäußerte Lautproduktionen von 82 Neugeborenen (2. – 4. Lebenstag) analysiert. Um die Ergebnisse des NHS-Tests zu berücksichtigen, wurden die Probanden in 2 Untergruppen eingeteilt. Diese waren (1) Neugeborene mit unauffälligem Hörscreening-Test und (2) Neugeborene mit auffälligem Hörscreening-Test. Mit Hilfe der Sprachanalysesoftware Praat wurden 1545 Tonaufnahmen der Probanden vermessen. Der Autor vorliegender Arbeit hat ein Praat – Textscript erstellt, um die Segmente des Atemzyklus manuell durch Cursor festzulegen und die Messgrößen automatisch zu berechnen und anschließend in das am ZVES vorliegende Routinesystem einzubetten.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie belegen, dass schon in den ersten Schreien Neugeborener ein regelhaft segmentierter Atemrhythmus mit einer kurzen Inspirationsphase und nachfolgender längerer Exspirationsphase, die den Hauptanteil des ganzen Atemzyklus ausmacht, zu beobachten ist.
Das Verhältnis zwischen Inspirations- und Exspirationslänge zeigt sich variabel in Abhängigkeit von der Gesamtlänge des Atemzyklus.
Signifikante geschlechts- und altersspezifische Unterschiede könnten für eine schnellere Adaptation (Reifung) des Atemsystems bei weiblichen Neugeborenen sprechen und damit für eine reduzierte respiratorische Kontrollfähigkeit bei Jungen. Ursächlich dafür könnten anatomisch-somatische Differenzen sowie nachwirkende intrauterine hormonelle Einflüsse sein.
Auch der signifikante Einfluss des Gestationsalters lässt möglicherweise auf Reifungsprozesse des Atemapparats schließen, die mit dem Gestationsalter voranschreiten.
Weitere Faktoren wie der Geburtsmodus oder das Ergebnis des Neugeborenen-Hörscreening-Tests wirkten sich hier nicht auf die temporalen Eigenschaften inspiratorischer und exspiratorischer Laute der Neugeborenen aus.
Insgesamt konnte die vorliegende Arbeit erstmalig temporale Eigenschaften ingressiver Laute und spontaner egressiver Phonationsleistungen Neugeborener im Alter von 2 bis 4 Lebenstagen objektiv analysieren und entsprechende Referenzwerte für gesunde Neugeborene liefern. Diese können in zukünftigen Studien mit größerer Probandenanzahl und einem längerem Untersuchungszeitraum (Einschluss der Minipubertät) als Vergleichswerte dienen. Ein Beleg für den angeborenen respiratorischen Mechanismus für die Sprech- und Sprachentwicklung konnte mit der vorliegenden Arbeit ebenfalls geliefert werden. Die Arbeit betont aus respiratorischer Perspektive die Bedeutung der frühen vorsprachlichen Entwicklung für den Spracherwerbsprozess.
In terms of pathophysiology, an anatomically narrow airway is a predisposing factor for obstruction of the upper respiratory tract. The correlation between the nasopharyngeal airway and the craniofacial structures is discussed in this context. Thus a mutual interaction between the pharynx and the mandibular position was demonstrated, whereby the transverse dimension of the nasopharynx was significantly larger in patients with prognathism than in patients with retrognathism. The influence of chronic obstruction of the nasal airway on craniofacial development was also discussed. The form-and-function interaction, which ought to explain the causal relationship between nasal obstruction and craniofacial growth, appears to be of a multifactorial rather than a one-dimensional, linear nature. It is not disputed, however, that expanding the maxilla improves not only nasal volume and nasal flow, but also the subjective sensation of patients, although it is not possible to make a prognostic statement about the extent of this improvement because of the differing reactions of individuals. Orthodontic appliances for advancing the mandible can also be successfully used in the treatment of mild obstructive sleep apnea syndrome. This treatment method should be considered particularly for patients who are unwilling to undergo or cannot tolerate CPAP (continuous positive airway pressure) treatment.
Die Vermessung einer externen apikalen Wurzelresorption mithilfe von Panoramaschichtaufnahmen
(2018)
Das Auftreten einer externen apikalen Wurzelresorption während der kieferorthopädischen Behandlung mit einer festsitzenden Apparatur ist bis zu einem gewissen Grad möglich, wobei die Feststellung meistens mithilfe einer Panoramaschichtaufnahme erfolgt. Es kann zu seltenen, aber durchaus gravierenden Komplikationen, wie zum Beispiel der vollständige Verlust des betroffenen Zahnes, führen.
Eine frühzeitige Erkennung einer solchen Wurzelresorption könnte Spätfolgen reduzieren oder gar verhindern, insbesondere da bis heute die therapeutischen Maßnahmen hierfür limitiert sind.
Das Ziel dieser Studie lag in der Vermessung der verlorengegangenen Zahnwurzellänge der oberen und unteren Front- und Seitenzähnen, mit Ausnahme der Weisheitszähne, anhand von vorhandenen Panoramaschichtaufnahmen. Diese wurden zu Beginn, während und nach der kieferorthopädischen Behandlung mit festsitzender Apparatur von den jeweiligen Patienten angefertigt.
Für die Vermessung der Defizitstrecke wurden nur diese vorhandenen Panoramaschichtaufnahmen verwendet. Auf die zusätzliche Anwendung von dreidimensionalen Röntgenaufnahmen, wie die Computertomographie oder Digitale Volumentomographie, ist in dieser Studie verzichtet worden.
Einleitung: Ein großer Anteil der Erwachsenen ist von einer moderaten bis schweren Parodontitis betroffen. Kieferorthopädische Zahnspangen können erfolgreich parodontologisch gewanderte Zähne ausrichten und führen zu einer Verbesserung des parodontalen Attachment bei diesen Patienten. Es wurde die Motivation und die Erwartungen erwachsener Probanden mit Parodontitis untersucht, sich einer kieferorthopädischen Behandlung zu unterziehen.
Methode: 104 erwachsene Patienten mit moderater bis schwerer Parodontitis beantworteten einen mundgesundheitsbezogenen Fragebogen (modif. OHIP). Zudem wurden von jedem Probanden parodontale und kieferorthopädische Indices wie der PSI, PAR, Irregularitätsindex nach Little und der IOTN erhoben. Diese klinischen Daten sowie die Ergebnisse des Fragebogens wurden statistisch ausgewertet.
Ergebnisse: Ein Drittel der Probanden dieser Studie waren bereit, sich einer kieferorthopädischen Therapie zu unterziehen und gaben den langfristigen Erhalt und ästhetisch ansprechende Zähne als Hauptgrund an. Bei den Frauen korrelierten die Kontaktpunktabweichungen der Oberkiefer-Frontzähne positiv mit dem Behandlungswunsch. Des Weiteren wurden Zusammenhänge zwischen der subjektiv empfundenen beeinträchtigten Lebensqualität und dem Behandlungsinteresse festgestellt. Jedoch waren mehr als die Hälfte der Patienten noch nie über die Möglichkeit einer kieferorthopädischen Behandlung informiert worden.
Zusammenfassung: Ein beträchtlicher Teil Parodontitis-betroffener Patienten hat Interesse, sich einer kieferorthopädischen Therapie zu unterziehen. Hier kann ein verbesserter Zugang zu Informationen über eine kieferorthopädische Erwachsenentherapie helfen, den Patienten Behandlungsmaßnahmen wie Zahnstellungskorrekturen anzubieten, welche das Ergebnis der parodontalen Therapie und die Lebensqualität verbessern können.
Ziel: Die Einblicke in die physiologischen Wachstumsprozesse des Säuglingskopfes, besonders innerhalb des ersten Lebensjahres, sind wichtiger Bestandteil in der Diagnostik und Therapie von Schädeldeformitäten. In der vorliegenden, prospektiv angelegten Longitudinalstudie wurden Wachstumsdurchschnittswerte des Säuglingskopfes in den ersten Lebensmonaten erhoben sowie dynamische Wachstumsprozesse evaluiert.
Material und Methode: Es wurden dreidimensionale stereophotogrammetrische Aufnahmen des Säuglingskopfes von insgesamt 40 Säuglingen mit unauffälliger Kopfform durchgeführt. Die Aufnahmen erfolgten in einem Intervall von 2 Monaten zum 4., 6., 8. und 10. Lebensmonat. Es wurden wachstumsbezogene Variablen (horizontale, sagittale und koronare Zirkumferenz, Länge, Breite, Breite-Längen-Verhältnis CI, Höhe) und symmetriebezogene Variablen (30°Diagonalendifferenz, Ear Offset, anteriorer und posteriorer kranialer Asymmetrieindex) zur Analyse erhoben.
Ergebnisse: Wachstumsbezogene Variablen: Mit Ausnahme des CI nahmen alle wachstumsbezogenen Variablen zum jeweils folgenden Scantermin signifikant zu. Der CI zeigte erst ab dem 6. Lebensmonat eine signifikante Verringerung. Die größte Wachstumsdynamik war zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat zu beobachten. Der relative Zuwachs des Gesamtvolumens liegt hier bei 12,94%. Die Werte der männlichen Probanden lagen erwartungsgemäß signifikant über denen der weiblichen Probanden (Ausnahme: CI, Breite und Höhe zum 4. Lebensmonat). Die zeitliche Entwicklung des Gesamtvolumens und der horizontalen Zirkumferenz konnte mithilfe einer nichtlinearen Regression als Wachstumskurve dargestellt werden. Symmetriebezogene Variablen: Bei den symmetriebezogenen Variablen konnten keine signifikanten Veränderungen festgestellt werden.
Schlussfolgerung: In dieser Longitudinalstudie konnten erstmals physiologische Wachstumsprozesse des Kopfes im Säuglingsalter analysiert werden.
Geschlechtsspezifische Differenzen in Hirnorganisation und –funktion sowie deren Entstehung sind gegenwärtig Gegenstand intensiver Forschung. Neben genetischen und epigenetischen Faktoren rückt dabei der potenzielle Einfluss von Sexualhormonen auf die frühkindliche Gehirnentwicklung und Hemisphärenlateralisierung zunehmend in den Fokus. Die vorliegende Arbeit widmete sich dieser aktuellen Thematik durch die zeitgleiche Untersuchung der postnatalen Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse, auch als „Minipubertät“ bezeichnet, und frühkindlichen Sprachentwicklungsindikatoren. Sie entstand im Rahmen des Teilprojekts „Hormonstudie“ innerhalb der interdisziplinären Längsschnittstudie „GLaD-Study“ (Deutsche Sprachentwicklungsstudie) unter der Leitung von Prof. Dr. Kathleen Wermke am Zentrum für vorsprachliche Entwicklung und Entwicklungsstörungen (ZVES) der Poliklinik für Kieferorthopädie der Universität Würzburg. Erstmals wurde der Einfluss postnataler Sexualhormonkonzentrationen, d.h. der Östradiol- und Testosteronkonzentration, auf frühkindliche stimm- und sprachphysiologische Kenngrößen wie den artikulatorischen Entwicklungsstand, die Variablen der Grundfrequenz und die Lautlänge von marginalen Babbellauten im Alter von fünf Lebensmonaten analysiert. Hierfür wurden insgesamt über 2700 spontan geäußerte Vokalisationen von sechzehn Probanden (männlich: 7, weiblich: 9; Alter: 145 ± 7 Tage) nach der am ZVES vorgeschriebenen Routine mit Hilfe spezifischer Analysemethoden (CSL, PRAAT, CDAP) im Signalanalyselabor objektiv untersucht. Nach einer audiovisuellen Voranalyse unter Eliminierung sämtlicher Wein- und Schreilaute wurde ein altersadäquates, repräsentatives Lautspektrum von 911 marginalen Babbellauten ausgewählt und in melodischen und spektralen Analysen untersucht. Die daraus berechnete artikulatorische Leistung, die Melodiekomplexität, die Variablen der Grundfrequenz und die Lautlänge wurden mit den freien, bioaktiven Sexualhormonkonzentrationen sowie den Hormongesamtkonzentrationen korreliert. Eine multiple, hierarchische Regressionsanalyse identifizierte einen robusten, statistisch signifikanten positiven Zusammenhang zwischen der freien Östradiolkonzentration im Alter von vier Lebenswochen und den artikulatorischen Fähigkeiten der Säuglinge. Im Gegensatz dazu zeigte sich zwischen der logarithmierten freien Testosteronkonzentration der zwanzigsten Lebenswoche und den artikulatorischen Fähigkeiten eine statistisch signifikante, negative Korrelation. Darüberhinaus zeigten sich Korrelationen auf stimmphysiologischer Ebene. Die freie Östradiolkonzentration im Alter von zwanzig Wochen zeigte einen signifikanten, positiven Zusammenhang mit der minimalen Grundfrequenz. Die logarithmierte, freie Testosteronkonzentration zum Zeitpunkt der zwanzigsten Lebenswoche korrelierte negativ mit der Lautlänge. Diese Ergebnisse stützen die Annahme einer sprachfunktionellen Relevanz der „Minipubertät“. In einem hormonspezifischen Zeitfenster scheinen Sexualhormone die vorsprachliche Entwicklung von Säuglingen sowohl auf laryngealer als auch auf zerebraler Ebene zu beeinflussen. Dem Geschlecht per se fällt weniger Bedeutung zu als dem individuellen Verlauf der Sexualhormonkonzentrationen. Trotz zahlreicher offener Fragen bezüglich des Wirkmechanismus der Sexualhormone, könnte die postnatale Messung von freien Östradiol- bzw. Testosteronkonzentrationen zukünftig zur Identifikation potenzieller „Risikokinder“ dienen und eine frühzeitig einsetzende Sprachförderung dieser Kinder ermöglichen. Sollte sich dieser Ansatz bestätigen, wäre dies ein Durchbruch für die Frühdiagnostik von Sprachentwicklungsstörungen. Weiterführende Längsschnittstudien mit größerem Probandenkollektiv sind notwendig um die Generalisierbarkeit der Ergebnisse zu prüfen und die langfristige Auswirkung der „Minipubertät“ auf den Spracherwerb zu belegen.
PTH1R Mutants Found in Patients with Primary Failure of Tooth Eruption Disrupt G-Protein Signaling
(2016)
Aim
Primary failure of tooth eruption (PFE) is causally linked to heterozygous mutations of the parathyroid hormone receptor (PTH1R) gene. The mutants described so far lead to exchange of amino acids or truncation of the protein that may result in structural changes of the expressed PTH1R. However, functional effects of these mutations have not been investigated yet.
Materials and Methods
In HEK293 cells, PTH1R wild type was co-transfected with selected PTH1R mutants identified in patients with PFE. The effects on activation of PTH-regulated intracellular signaling pathways were analyzed by ELISA and Western immunoblotting. Differential effects of wild type and mutated PTH1R on TRESK ion channel regulation were analyzed by electrophysiological recordings in Xenopus laevis oocytes.
Results
In HEK293 cells, activation of PTH1R wild type increases cAMP and in response activates cAMP-stimulated protein kinase as detected by phosphorylation of the vasodilator stimulated phosphoprotein (VASP). In contrast, the PTH1R mutants are functionally inactive and mutant PTH1R/Gly452Glu has a dominant negative effect on the signaling of PTH1R wild type. Confocal imaging revealed that wild type PTH1R is expressed on the cell surface, whereas PTH1R/Gly452Glu mutant is mostly retained inside the cell. Furthermore, in contrast to wild type PTH1R which substantially augmented K+ currents of TRESK channels, coupling of mutated PTH1R to TRESK channels was completely abolished.
Conclusions
PTH1R mutations affect intracellular PTH-regulated signaling in vitro. In patients with primary failure of tooth eruption defective signaling of PTH1R mutations is suggested to occur in dento-alveolar cells and thus may lead to impaired tooth movement.
Der Spracherwerb beginnt lange vor der Produktion der ersten bedeutungstragenden Wörter. In der Fachliteratur besteht Einigkeit darüber, dass die vorsprachliche produktive Entwicklung in einer geordneten und zeitlich relativ klar definierten Abfolge von als universal postulierten Entwicklungsstufen verläuft (Koopmans-van Beinum & van der Stelt, 1986; Oller, 1980, 2000; Roug et al., 1989; Stark, 1980). Allerdings liegen bisher vergleichsweise wenige Erkenntnisse zu den akustischen und phonetischen Eigenschaften der für die einzelnen Entwicklungsstufen charakteristischen Vokalisationstypen vor.
Hier setzt die vorliegende Arbeit an. Untersucht wurde ein Vokalisationstyp, der als Meilenstein der vorsprachlichen Erwerbsphase gilt: das kanonische Babbeln. Das kanonische Babbeln tritt bei sich normal entwickelnden Kindern erstmals zwischen dem 5. und 10. Lebensmonat auf und zeichnet sich dadurch aus, dass es entsprechend der temporalen und spektralen Eigenschaften der Erwachsenensprache phonetisch wohlgeformte Silben aufweist (Oller, 2000). Darüber hinaus findet sich bezüglich der phonetischen Eigenschaften von kanonischen Babblern und ersten bedeutungstragenden Wörtern ein hohes Maß an Kontinuität (Elbers & Ton, 1985; Kent & Bauer, 1985; Locke, 1989; Majorano & D'Odorico, 2011; Stoel-Gammon & Cooper, 1984; Vihman et al., 1986; Vihman et al., 1985).
Zielstellung der vorliegenden explorativen Längsschnittstudie war es, die Eigenschaften von kanonischen Babblern von sich normal entwickelnden Kindern mit deutscher Umgebungssprache erstmalig quantitativ zu charakterisieren. Hierfür wurden von 15 gesunden deutschen Kindern (sieben Jungen und acht Mädchen) vom vierten Monat bis zum 13. Lebensmonat im Rhythmus von zwei bis vier Wochen digitale Lautaufnahmen angefertigt. Insgesamt wurden 4992 kanonische Babbler mittels speziell auf die Zielstellung der Untersuchung zugeschnittener signalanalytischer Verfahren untersucht. Für jeden kanonischen Babbler wurden die akustischen Messgrößen Vokalisationslänge und Vokallänge sowie die mittlere Grundfrequenz (F0) und der F0-Range berechnet. Darüber hinaus wurden die Silbenanzahl pro Babbler, die Konsonant-Vokal-Struktur der Silben (CV-Struktur) sowie Artikulationszone und –art der konsonantischen Elemente analysiert. Die längsschnittliche Auswertung erfolgte anhand des kanonischen Babbelalters, das ausgehend vom individuellen Alter bei Einsetzen der kanonischen Babbelphase bestimmt wurde.
Die längsschnittliche Auswertung der zeitlichen Messgrößen ergab eine kontinuierliche Abnahme der Vokalisationslänge. Gleichzeit verringerte sich in einem ähnlichen Maß der Anteil an mehrsilbigen kanonischen Babblern, während sich der der einsilbigen kanonischen Babbler deutlich erhöhte. Dieses Entwicklungsmuster markiert möglicherweise den Übergang zur Wortproduktion (Vihman et al., 1985). Im Unterschied zur Vokalisationslänge wurden für die Vokallänge keine systematischen Veränderungen im Entwicklungsverlauf festgestellt. Die längsschnittliche Auswertung der melodischen Messgrößen ergab sowohl für die mittlere F0 als auch für den F0-Range zwischen dem 2. und 5. Monat nach Beginn der kanonischen Babbelphase ein erhöhtes Maß an Variabilität. Dies steht möglicherweise mit der Feinabstimmung der laryngealen und der supralaryngealen Aktivität im kanonischen Babbeln in Zusammenhang. Bezüglich der CV-Struktur und der Eigenschaften der konsonantischen Elemente fanden sich ähnliche Befunde wie in früheren Untersuchungen (z.B. Davis & MagNeilage, 1995). Während CV-Silben während des gesamten Untersuchungszeitraums und bei allen Kindern klar dominierten, fand sich hinsichtlich der Eigenschaften der konsonantischen Elemente im Rahmen universeller Tendenzen ein hohes Maß an inter- und intraindividueller Variabilität.
Die vorliegende Untersuchung stellt erstmalig objektive Variationsbereiche für typische quantitative und qualitative Eigenschaften von kanonischen Babblern von Deutsch lernenden Kindern bereit. Die ermittelten vorläufigen Referenzwerte könnten die Grundlage für nachfolgende Untersuchungen bei Risikokindern für Sprech- und Spracherwerbsstörungen liefern und so zur Identifizierung valider frühdiagnostischer Risikomarker beitragen.
Ziele:
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die dentalen Auswirkungen einer chirurgisch unterstützten Gaumennahterweiterung unter Anwendung einer skelettal verankerten Apparatur (TPD) im Vergleich zur Anwendung einer dental verankerten Apparatur (GNE) mit Hilfe eines dreidimensionalen Modellscanners zu analysieren.
Patienten und Methode:
28 erwachsene Patienten (Durchschnittsalter: 27,4 ± 9,1 Jahre) wurden mit einer chirurgisch unterstützten transversalen Erweiterung des Oberkiefers therapiert. Die Erweiterung erfolgte bei 16 Patienten mit einem skelettal verankerten transpalatinalen Distraktor (TPD-Gruppe) und bei 12 Patienten mit einer dental abgestützten GNE-Apparatur (Hyrax-Gruppe). Innerhalb beider Patientengruppen wurde eine subtotale Le-Fort-I-Osteotomie mit Schwächung der Sutura pterygomaxillaris durchgeführt. Bei allen Patienten wurden sowohl vor Einsetzten der Apparaturen als auch nach erfolgter Erweiterung des Oberkiefers Situationsmodelle erstellt. Nach Generierung virtueller Modelle mittels des optischen Sensors R 700 (3Shape A/S, Kopenhagen, Dänemark), wurde eine dreidimensionale Analyse mit Hilfe der OrthoAnalyzer Software (3Shape A/S, Kopenhagen, Dänemark) zur Berechnung der Zahnstellungsänderungen durchgeführt.
Ergebnisse:
Bei der SARME findet unabhängig von der verwendeten Appartur eine signifikante Erweiterung des Oberkiefers statt. Beim Einsatz einer skelettal verankerten Apparatur tritt eine geringere Bukkalkippung der Seitenzähne auf als beim Einsatz einer dental verankerten Apparatur. Intrusionen bzw. Extrusionen finden nur in klinisch irrelevantem Maß statt.
Schlussfolgerung:
Die Therapie der hypoplastischen Maxilla durch eine SARME bei adulten Patienten ist sowohl mittels Hyrax-Apparatur als auch mittels TPD möglich. Das Behandlerteam aus Kieferorthopäden und Kieferchirurgen kann durch das Wissen über die unterschiedliche Reaktion beider Apparaturen bereits in der prätherapeutischen Phase die Bewegungsmuster der Kiefersegmente planen:
• Bei Anwendung einer Hyrax-Apparatur ist mit einer annähernd parallelen Erweiterung des Zahnbogens mit Zuwachs in der Prämolarenregion zu rechnen.
• Bei Anwendung eines TPD ist eher mit einer V-förmigen erweiterung des Zahnbogens mit größtem Zuwachs im anterioren Bereich zu rechnen.
Durch die Option der variablen Positionierung der Dehnschraube weiter anterior oder posterior der Prämolarenregion bei Einsatz des TPDs und dem daraus veränderten Modus der Erweiterung resultiert eine Erweiterung des kieferorthopädischen und kieferchirurgischen Spektrums.
Viele der in der kieferorthopädischen Therapie verwendeten Messwerte stammen aus methodisch zumindest fragwürdigen Quellen. Um diese Werte zu überprüfen und den Einfluss einzelner Weichteilparameter auf die Attraktivität des Gesichtsprofils zu untersuchen, wurden von einem Durchschnittsgesicht in der Saggitalen verschiedene Variationen erstellt, wobei pro Bilderreihe jeweils nur ein Parameter verändert wurde. Zu untersuchende Parameter waren: Die Profiltypen nach AM Schwarz, das Gesichtshöhenverhältnis nach Kollman, Holdawaywinkel, Z-Winkel (Merrifield), Nasofacialwinkel, Nasolabialwinkel (obere und untere Komponente) sowie die Nasenlänge. Die Bilderserien wurden von Probanden hinsichtlich der Attraktivität bewertet und eine statistische Auswertung erstellt. Dabei wurden die nach hinten schiefen Gesichter deutlich besser bewertet als die geraden und nach vorne schiefen Profilverläufe. Ein über die untere Komponente verkleinerter Nasolabialwinkel wurde am besten bewertet. Ein flacheres Lippenprofil wurde im Holdaway- und Z-Winkel tendenziell besser bewertet.
Zusammenfassung:
Ziel dieser retrospektiven vergleichenden Studie war die Untersuchung der metrischen und volumetrischen Veränderungen des pharyngealen Atemweges („posterior airway space“, PAS) nach uni- und bimaxillärer Umstellungsosteotomie einer großen Patientengruppe mit einer Dysgnathie der Angle Klasse III anhand von Daten der digitalen Volumentomographie (DVT).
In dieser Arbeit wurden prä- und postoperative DVT-Daten (1 Woche vor der OP und 4-5 Wochen nach der OP erstellt) von insgesamt 80 nach Abschluss des Wachstums kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgisch behandelten Patienten der Angle-Klasse III (40 unimaxillär – Gruppe 1, 40 bimaxillär therapiert – Gruppe 2) mittels der Software Mimics Innovation Suite 14.1® (Materialise, Leuven, Belgien) dreidimensional visualisiert und analysiert. Ausgeschlossen waren Patienten mit kraniofazialen Syndromen, Lippenkiefergaumensegelspalten und fazialen Asymmetrien.
Nach kephalometrischer Auswertung von aus den DVT-Daten generierten Fernröntgenseitenbildern (= FRS) konnten Korrelationen zwischen dreidimensionalen PAS-Parametern und sagittalen Parametern des Gesichtsskeletts hergestellt werden.
Die operationsbedingten dreidimensionalen Veränderungen des PAS (Form und Volumen) zeigten in beiden Gruppen keine klinisch relevanten Korrelationen zu den skelettalen Veränderungen aus den kephalometrischen Auswertungen.
Sowohl in Gruppe 1 als auch in Gruppe 2 führte die Operation zu keinen signifikanten Volumenänderungen.
Durch bimaxilläre Umstellungsosteotomie veränderten sich die pharyngealen Maße Querschnitt, anteroposteriorer und lateraler Durchmesser weniger als durch unimaxilläre Osteotomie.
Durch unimaxilläre Osteotomie verringerte sich die engste Stelle signifikant.
ZIEL
Ziel dieser Untersuchung war anhand von dreidimensionalen Datensätzen die Dimensionen und die Morphologie der Sella turcica zwischen zwei klar definierten Gruppen von Klasse III-Dysgnathiepatienten und von Klasse I-Patienten zu vergleichen.
METHODE UND PATIENTEN
Zur Untersuchung wurden 140 DVT-Datensätze kaukasischer Patienten, deren Alter über 16 Jahren lag, genutzt. 88 Patienten (♀41, ♂47) wurden der skelettalen Klasse III und 52 Patienten (♀26, ♂26) wurden der skelettalen Klasse I, der sogenannten Kontrollgruppe zugeordnet. Für die Gruppe der Klasse III-Patienten wurden DVTs genutzt, die als präoperative Diagnostik für eine geplante Umstellungsosteotomie angefertigt wurden. Die Patienten der Klasse I-Gruppe mussten die Kriterien Vollbezahnung und Normokklusion erfüllen und mindestens einen der folgenden Werte: SNA= 81° ± 3,5°, NSBa= 124°-136°, korrigierter WITs= 0 mm ± 2 mm. Ausschlusskriterien waren Tumore, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und kraniofaziale Syndrome.
ERGEBNISSE
Bezüglich der metrischen Daten zeigten sich beim Vergleich der Sellae der beiden Gruppen in der vertikalen Dimension für die Klasse III-Gruppe kleinere Werte, für die sagittalen Dimensionen hingegen größere Werte, sodass man sagen kann, dass die Sellae turcicae der Klasse III-Gruppe eher länger und flacher waren. Während bei der transversalen Betrachtung der anteriore Interclinoid-Abstand bei der Klasse III-Gruppe größer war als bei der Kontrollgruppe, war der posteriore signifikant kleiner. Beim geschlechterspezifischen Vergleich der metrischen Daten zeigte sich in der Klasse III-Gruppe und in der Kontrollgruppe für den anterioren Interclinoid-Abstand ein signifikanter Unterschied, da beim männlichen Geschlecht jeweils ein deutlich größerer Abstand zu messen war. In der Klasse III-Gruppe zeigte sich ebenfalls beim männlichen Geschlecht rechts eine größere Höhe der Sella, als beim weiblichen – auch dieser Vergleich war signifikant. Ansonsten waren keine signifikanten Geschlechtsunterschiede bezüglich der Metrik zu verzeichnen. Beim Vergleich der Morphologie der Sella zwischen den Gruppen zeigte sich sowohl beim Bridging als auch beim Caroticoclinoid-Foramen Typ II ein deutlich gehäuftes Auftreten im Vergleich zur Kontrollgruppe. Diese Gruppenvergleiche zeigten signifikante Unterschiede. Das Caroticoclinoid-Foramen Typ I war ebenfalls bei der skelettalen Klasse III-Gruppe häufiger vertreten – ein signifikanter Unterschied wurde nur knapp verfehlt. Der geschlechtsspezifische morphologische Vergleich ergab keinerlei signifikante Unterschiede.
SCHLUSSFOLGERUNG
Da ähnliche dreidimensionale Studien bislang fehlen, ist der Vergleich mit anderen Studienergebnissen, bei denen zweidimensionale Röntgenaufnahmen oder Schädel als Grundlage dienten, erschwert. Deutlich zeigt sich bei der vorliegenden Studie die erhöhte Informationsmenge, da im Vergleich zu Studien, bei denen Fernröntgenseitenbilder verwendet wurden, alle drei Raumebenen untersucht werden konnten. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass die Metrik der Sella bei Klasse III-Patienten von der der Kontrollgruppe abweicht – die Sellae turcicae sind eher flacher und länger. Deutlich ist auch das gehäufte und das zum Teil signifikant höhere Auftreten von Bridgings und Caroticoclinoid-Foramina Typ I und II bei den Patienten der Klasse III-Gruppe im Vergleich zur Klasse I-Gruppe. Aufgrund der dreidimensionalen Untersuchungsmethode der vorliegenden Studie – im Vergleich zu den bisher meist zweidimensional durchgeführten Untersuchungen in anderen Studien – sind die Ergebnisse ein eindeutiger Beleg für den Zusammenhang von morphologischen und metrischen Änderungen der Sella bei Patienten mit skelettaler Klasse III. Um noch mehr wichtige Informationen in diesem Bereich gewinnen zu können, sind weitere dreidimensionale Untersuchungen wünschenswert.
In der vorliegenden Arbeit wurden akustische Eigenschaften von Komfortvokalisationen von Säuglingen im Alter von fünf bis sieben Monaten mit und ohne einseitigem lagebedingtem Plagiocephalus untersucht. Alle hier untersuchten Probanden wurden aus dem Projekt „Dreidimensionale stereophotogrammetrische Diagnostik des Schädels und Evaluierung der Therapie bei Kindern mit kraniofazialen Fehlbildungen“ am Uniklinikum Würzburg rekrutiert.
Die lagebedingte einseitige Abflachung des Hinterkopfes aufgrund von externen Kräften ist die am häufigsten auftretende Kopfasymmetrie im Säuglingsalter. In der Literatur wird vereinzelt ein erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen bzw. Besonderheiten in der neuromotorischen-physiologischen Entwicklung betroffener Säuglinge beschrieben. Dennoch bleibt unklar ob und wenn ja in welchem Maße ein lagebedingter Plagiocephalus mit einer Entwicklungsverzögerung verbunden bzw. Ursache dieser ist.
Ziel dieser Arbeit war es, akustische Eigenschaften spontan geäußerter Komfortvokalisationen vergleichend quantitativ zu untersuchen und zu charakterisieren und somit Rückschlüsse auf mögliche neuro-motorische Entwicklungsstörungen zu schließen. Der Ursprung zu diesem Untersuchungsansatz findet sich in der klassischen Schreiforschung. Die hier untersuchten Lauteigenschaften reflektieren die „Quelle“ der Lautproduktion am Larynx. Sie reflektieren also unmittelbar die neurophysiologischen Mechanismen, die der Lautproduktion zugrunde liegen.
Es wurden 1941 Vokalisationen von 18 konsekutiv rekrutierten Säuglingen mit Lagerungsplagiocephalus (Alter: 183,6 ± 19) und von 17 Kontrollkindern (Alter: 189,7 ± 12,7) nach Vorverarbeitung der Rohdaten hinsichtlich der spektralen, melodischen und rhythmischen Eigenschaften analysiert.
Es zeigten sich keine inhaltlich relevanten signifikanten Gruppenunterschiede in den akustischen Eigenschaften der Komfortvokalisationen. Die Werte der „Plagio“- und Kontrollgruppe verhielten sich eher wie ein Gesamtkollektiv. Es konnten keine Hinweise auf neurophysiologische Dysfunktionen der der Phonation zugrunde liegenden Mechanismen gefunden werden.
Schon vor der Geburt beginnen komplexe Reifungs- und auditive Lernprozesse, die den Grundstein für die spätere Sprachentwicklung legen. Im letzten Trimester der Schwangerschaft ist der Fetus sensibel für akustische Stimuli der Umgebung, hauptsächlich für prosodische (melodische und rhythmische) Spracheigenschaften. Ergebnisse der Sprachperzeptionsforschung (z. B. Byers-Heinlein et al., 2010) zeigen, dass Neugeborene bereits über erstaunliche prosodierelevante Leistungen verfügen. Analog dazu konnte die Forschung von Wermke (z. B. Wermke & Mende, 2011) belegen, dass die Entwicklung der späteren Sprachfähigkeit auf Seiten der Produktion direkt nach der Geburt beginnt. So konnte gezeigt werden, dass sich die Säuglingsschreimelodien nach einem universellen Entwicklungsprogramm in den ersten Lebenswochen von einfachen zu komplexen Melodien verändern. Die Untersuchungen von Mampe et al. (2009) und Mampe (2012) haben darüber hinaus gezeigt, dass sich pränatal wahrgenommene prosodische Eigenschaften der Muttersprache in der Melodiekontur der Schreie von 1 Woche alten Neugeborenen widerspiegeln.
Gegenstand der vorliegenden Querschnittstudie ist die signalanalytische Untersuchung der Schreimelodien von schwedischen und deutschen Neugeborenen hinsichtlich eines Einflusses der pränatal wahrgenommenen muttersprachlichen Prosodie auf die Melodiekomplexität.
Insgesamt wurden 2795 Spontanschreie von 52 schwedischen und 1907 Spontanschreie von 79 deutschen gesunden, reifen und eutrophen 1 Woche alten Neugeborenen mit signalanalytischen Methoden untersucht. Auf Basis der Melodiekontur wurde für jeden Schrei die Melodiestruktur identifiziert und kategorisiert. Darauf basierend wurde für jedes Kind und jede Gruppe ein Melodiekomplexitätsindex (MCI; Wermke et al., 2007) berechnet. Zusätzlich wurden quantitativ die melodischen Parameter mittlere Grundfrequenz und Hubverhältnis sowie der zeitliche Parameter Einzelschreilänge berechnet und statistisch ausgewertet.
Die Ergebnisse der quantitativen Analyse melodischer und zeitlicher Parameter ergaben keine Hinweise auf Unterschiede zwischen den Probandengruppen hinsichtlich des gesundheitlichen Zustands bzw. Reifegrades der Neugeborenen. Die Ergebnisse zeigten weiterhin einen signifikant höheren MCI für die Schreie der schwedischen als für die Schreie der deutschen Neugeborenen. Die schwedischen Neugeborenen produzierten also verglichen mit den deutschen Neugeborenen mehr Schreie mit komplexer Melodiestruktur. Eine mögliche Erklärung dafür könnte der Einfluss der pränatal wahrgenommenen Muttersprache auf die Melodiekomplexität sein. Schwedisch und Deutsch gehören beide zu den germanischen Sprachen. Beide Sprachen unterschieden sich allerdings hinsichtlich bestimmter prosodischer Eigenschaften. Die pränatale Perzeption dieser prosodischen Eigenschaften könnte sich – darauf weisen die Ergebnisse hin – fördernd auf die Melodieentwicklung der schwedischen Neugeborenen auswirken. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung liefern einen Beitrag zur Erforschung der frühen Schreimelodieentwicklung von Neugeborenen als grundlegender Bestandteil der vorsprachlichen Entwicklung – insbesondere zur Erforschung des Einflusses der pränatalen Perzeption von Melodie und Rhythmus auf die Schreimelodien Neugeborener.
35 jugendliche Patienten (Durchschnittalter 13,3 +/- 1,7 Jahre) mit mandibulärer Retroganthie wurden über einen Zeitraum von ca. sechs Monaten mit der Herbstapparatur behandelt. Über eine Analyse von Fernröntgenseitenbildern erfolgte eine Vermessung von Gesichtsschädel, Zahnstellungen, Hyoidposition und Rachenraum vor und nach der Therapie. Die Auswertung ergab eine signifikante Zunahme von SNB- und SNPg-Winkel, ferner kam es zu einer signifikanten Längenzunahme des horizontalen und aufsteigenden Unterkieferastes, die Unterkieferfront wurde protrudiert, die Proklination nahm ebenfalls zu. Die im FRS projizierte Fläche des Rachenraums und die dorsoventrale Ausdehung des Rachens vergrößerten sich ebenfalls signifikant, das Hyoid wurde signifikant nach ventrokaudal verlagert. Die statistische Auswertung ergab positive Korrelationen zwischen der Proklination der Unterkieferfront und dem SNB- bzw. SNPg-Winkel, die Zunahme der Ramuslänge korrelierte positiv mit der Längenzunahme des horizontalen Unterkieferastes und der Zunahme von SNB- und SNPg-Winkel. Die Behandlung mit dem Herbstscharnier ermöglicht somit bei jugendlichen Patienten eine Ventralverlagerung der Mandibula und fördert das Wachstum des horizontalen und aufsteigenden Unterkieferastes, damit eignet sich die Apparatur für Therapie von Patienten mit distaler Bißlage. Die Therapie scheint das Oberkieferwachstum zu hemmen und wirkt sich ungünstig auf die Stabilität der Unterkieferfront aus. Die Zunahme der pharyngealen Fläche sollte sich günstig auf Patienten mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom (OSAS)auswirken, wenn eine Retrognathie hierfür ursächlich ist. Aussagen über die langfristige Stabilität und den Einfluß des Wachstums auf die induzierten Veränderungen lassen sich nicht treffen.
In dieser Arbeit wurden acht fließfähige Komposite auf das Abrasions und Abscherverhalten von fließfähigen Kompositen untersucht. Die Materialien Filtek Supreme XT, Transbond LR, Transbond Supreme LV, Tetric EvoFlow, Venus Diamond Flow, Vertise Flow, Gradia Direct LoFlo sind im ersten Teil auf Volumenverlust und Tiefenverlust sowohl nach 150.000 als auch nach 300.000 Zyklen getestet worden. Durch die Drei-Medien-Abrasion wurden die fließfähigen Komposite von einem Mohn-Wasser-Gemisch abradiert. Filtek Supreme XT, Transbond LR und Transbond Supreme LV erwiesen sich als besonders abrasionsstabil in Hinblick auf die Langzeitretenion im Mund. In dem zweiten Teil wurden diese acht Materialien auf die Abscherwiderstände untersucht. Es sollte der Einfluss von Temperaturwechseln im Sinne einer künstlichen Alterung geklärt werden und ob eine Zwischenschicht aus niederviskösem Komposit (Adhäsiv) bei fließfähigen Kompositen notwendig ist. Nach Durchführung des Versuches und Auswertung der Ergebnisse erreichten die Komposite mit einem geringeren Füllstoffanteil ohne Adhäsiv ebenso gute Werte wie mit Adhäsiv. Dagegen erzielten Komposite mit hohem Füllstoffanteil und geringer Viskosität, höhere Haftwerte mit Adhäsiv als Zwischenschicht. Besonders das Material Transbond LR bestätigt diese Aussage und erreicht als hochgefülltes Komposit mit einer Zwischenschicht aus Adhäsiv Spitzenwerte von 27,5MPa.
Zusammenfassung Ziel: Eine lagerungsbedingte einseitige Abflachung des Hinterkopfes aufgrund externer Kräfte (Lagerungsplagiocephalus, LP) ist die häufigste Kopfdeformität im Säuglingsalter. Die im Rahmen der ersten Kindervorsorgeuntersuchung (U1) erhobenen Daten wurden bezüglich der bekannten Risikofaktoren für die Entstehung eines LP ausgewertet. Im Rahmen der vorliegenden klinischen Pilotstudie wurde der Lagerungsplagiozephalus mitels der non-invasiven dreidimensionalen Sterophotogrammetrie untersucht und erstmals eine Normdatenbank von Säuglingen ohne Kopfdeformitäten erstellt. Die Therapie und Effektivität mittels modellierender individuell angefertigter Kopforthese, wurde evaluiert. Patienten und Methode: Untersucht wurden 20 Säuglinge mit einem Lagerungsplagiozephalus und schwerer Asymmetrie (Alter 6,0+0,97 Monate) und 20 Säuglinge ohne Kopfdeformität (Alter 6,4+0,3 Monate). Es erfolgte eine 3D-Weichteilanalyse des gesamten Kopfes. Zur Evaluation der Kopforthesentherapie wurden prä- und posttherapeutisch angefertigte sterophotogrammtriesche Aufnahmen dreidimensional ausgewertet. Ergebnisse: Anhand der im Rahmen der Erstuntersuchung erhobenen Daten zeigten sich bezüglich der Geburtslage und Art der Entbindung nur geringe Unterschiede. In der Patientengruppe kamen eine Beckenendlage und die Geburt durch Kaiserschnitt gehäuft vor. Die Anzahl der Spontangeburten zeigte sich in der Kontrollgruppe mit 70% größer als in der Patientengruppe mit 60%. Köpergröße, Körpergewicht und Kopfumfanges fielen in der Patientengruppe kleiner aus. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden erstmalig 3D-Oberflächendaten von gesunden Säuglingsköpfen erhoben. Hierzu wurden die 360° Aufnahmen mittels lichtoptischen Verfahrens durchgeführt. Die reliable Auswertung der Säuglingsköpfe erfolgte in einem virtuellen Raum und diente zur Erstellung einer Normdatenbank. Bestehende Asymmetrien lassen sich mit diesem Verfahren quantifizieren. Die non-invasive 3D-Bildgebung kann somit zusätzlich zur klinischen Untersuchung und Sonographie als reliables Instrument in der Diagnostik und Verlaufsbeurteilung eingesetzt werden. Mittels der durchgeführten Aufnahmen konnten folgenden Parameter bei Säuglingen mit LP charakterisiert werden: - Die maximale Kopflänge zeigt sich bei vergrößertem Breiten/Längen-Index reduziert. Kompensatorisch erfolgt eine Vergrößerung der Vertexhöhe. - Die Ohrachse zeigt sich verschoben. - Die betroffenen Säuglinge weisen eine vergrößerte 30° Diagonalendifferenz auf und zeigen asymmetrische anteriore und posteriore Volumina des Neurokraniums. Schlussfolgerung: Die im Rahmen der Erstuntersuchung (U1) ermittelten Daten zeigten nur geringe Unterschiede zwischen der Patienten- und der Kontrollgruppe bezüglich Risikofaktoren für die Entstehung eines LP. Die Anzahl an Kaiserschnitten war innerhalb der Patientengruppe erhöht. Die im Rahmen der Pilotstudie untersuchte Anzahl Kinder ist allerdings zu gering um eine definitive Aussage treffen zu können. Die Therapie mittels individuell gefertigter Kopforthese hat eine Harmonisierung des Breiten/Längen-Index zur Folge. Eine posttherapeutische Verbesserung kann bezüglich der neurokraniellen Asymmetrie mit einer Reduktion der 30° Diagonalendifferenz und einer Angleichung der posterioren Volumina beobachtet werden. Die frühzeitige Korrektur, ab dem sechsten Lebensmonat, kann eine lagerungsbedingten Kopfdeformität frühzeitig korrigieren. Bezüglich der Bewertung des Langzeiterfolges der Helmtherapie sind noch weitere Studien notwendig. Insbesondere der longitundinale Aufbau einer Normdatenbank ist erforderlich, um physiologische Referenzdaten zu schaffen.
Ab dem letzten Schwangerschaftsdrittel können Föten Geräusche, Stimmen und Gespräche hören (Vince et al. 1985, Querleu et al. 1988, Damstra-Wijmenga et al. 1991, Johansson et al. 1992, Hepper/Shahidullah 1994). Die pränatalen Hörerfahrungen werden in einem fötalen Gedächtnis gespeichert und bleiben so bis ins Neugeborenenalter bestehen (u.a. Hepper 1988, Hepper et al. 1993). Neben einer generellen pränatalen Prägung ist für Neugeborene eine muttersprachspezifische Prägung sowohl perzeptiver als auch produktiver Leistungen belegt, die sich in der Differenzierungsfähigkeit der Muttersprache von einer unbekannten Sprache (z.B. Mehler et al. 1986, Byers-Heinlein et al. 2010) sowie in einer deutlichen perzeptiven (z.B. Mehler et al. 1986) und produktiven Präferenz (Mampe et al. 2009) für ihre Muttersprache zeigt. In der vorliegenden Arbeit wurden 1744 Schreimelodien von insgesamt 60 gesunden Neugeborenen untersucht, deren Mütter während der Schwangerschaft entweder eine oder zwei Sprachen gesprochen hatten. 40 Neugeborene hatten monolingual französische Mütter. 20 Neugeborene hatten bilinguale Mütter (französisch und eine weitere Sprache). Neben dem Vergleich des Einflusses einer pränatal monolingualen und einer pränatal bilingualen Sprachumgebung auf die Schreimelodiekonturproduktion Neugeborener wurde untersucht, ob das quantitative Verhältnis mit dem beide Sprachen pränatal gehört wurden die Schreimelodiekonturproduktion der bilingualen Neugeborenen beeinflusst. Ein objektiver Vergleich geeigneter einfachbögiger Schreimelodiekonturen erfolgte mithilfe des EF-Modells. Das Modell lieferte für jede Melodiekontur genau einen Maximalwert (in Form des Formparameters α), der zwischen 0 und 1 variierte. Die von den bilingualen Neugeborenen produzierten Melodiekonturen unterschieden sich statistisch signifikant von denen der monolingualen Neugeborenen (T-Test, p=0,031). Die monolingual französischen Neugeborenen produzierten gehäuft steigende Melodiekonturen (α>0,5). Für die bilingualen Neugeborenen konnte keine Präferenz für die Produktion einer bestimmten Melodiekonturform festgestellt werden. Für die bilingualen Neugeborenen wurde zudem gezeigt, dass zwischen dem quantitativen Verhältnis der pränatal gehörten Umgebungssprachen und der Melodieproduktion im Neugeborenenalter kein statistisch signifikanter Zusammenhang (H-Test nach Kruskal-Wallis, p=0,273) besteht. Der hinreichende Unterschied der α-Verteilungen der mono- und bilingualen Neugeborenen belegt, dass pränatale auditive Erfahrungen bereits die Melodieproduktion Neugeborener prägen.